In Brasilien gehören indigene Völker zu den Gruppen, die am stärksten von Corona bedroht sind. Greenpeace nimmt die humanitäre Hilfe zur Unterstützung der indigenen Bevölkerung wieder auf.

2021 sollte alles besser werden. Doch in Brasilien ist ein Ende der Covid-19-Krise auch im neuen Jahr noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die zweite Welle der Pandemie trifft besonders den brasilianischen Norden, in dem auch der grösste Teil des Amazonas-Regenwaldes liegt. Das Gesundheitswesen der Stadt Manaus ist zusammengebrochen. Es mangelt an medizinischen Geräten und Krankenhausbetten. Viele Covid-19-Patient*innen warten nun vergeblich auf Sauerstoff, während die Preise für die lebensrettende Mangelware immer weiter steigen.

Doch nicht nur in Manaus ist die Lage zunehmend dramatisch. Auch in kleineren Städten und Gemeinden in abgelegenen Regionen des Bundesstaates Amazonas breitet sich die Pandemie weiter aus. Indigene Völker gehören zu den Gruppen, die am stärksten von der Ausbreitung der Krankheit bedroht sind und keine geeigneten Voraussetzungen haben, der Pandemie zu begegnen. Mindestens 953 Indigene sind bereits durch Covid-19 gestorben, mehr als 47’846 haben sich infiziert. Gerade in der Region des oberen Rio Negro, 990 Kilometer von Manaus entfernt, wo die logistischen Herausforderungen am grössten sind, ist Hilfe daher dringend erforderlich.

«Der Obere Rio Negro besteht aus drei Gemeinden (São Gabriel da Cachoeira, Santa Isabel do Rio Negro und Barcelos), 23 indigenen Völkern und 750 verschiedenen indigenen Dörfern. Vorräte, Desinfektionsmittel und nachgefüllte Sauerstoffflaschen nach Manaus zu bringen wäre kostspielig und würde zu lange dauern, um die Pandemie in der Region einzudämmen», erklärt Marivelton Barroso, Präsident der Föderation der indigenen Organisationen von Rio Negro (FOIRN)

WINGS OF EMERGENCY

Bereits im vergangenen Jahr hatte Greenpeace Brasilien zusammen mit anderen Organisationen das Projekt «Wings of Emergency» ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts wurden fünf Monate lang mehr als 63 Tonnen Hilfsgüter und medizinische Ausrüstung zu indigenen Gemeinden in abgelegenen Regionen transportiert. Nun, im Januar 2021 wurden etwa zehn Tonnen Ausrüstung und Gesundheitsgüter in mehrere Regionen des Amazonas geschickt. Iran Magno, Sprecher von Greenpeace Brasilien, erklärt: «Auch wenn der Beginn der Impfung uns Hoffnung macht, ist die Pandemie leider immer noch unser Alltag. Wir können nicht tatenlos zusehen, wie Menschen der Sauerstoff ausgeht. Viele Menschen engagieren sich, um in der nördlichen Region des Landes zu helfen. Auch wir von Greenpeace möchten dazu beitragen, daher bündeln wir unsere die Kräfte und handeln» 

UMSTRITTENES AMAZONAS-SCHUTZPROJEKT DER REGIERUNG

Derweil hat die brasilianische Regierung das Programm «Adoptiere einen Park» zur Bewahrung von Naturschutzgebieten in Amazonien vorgestellt. Einzelpersonen oder Firmen können demnach für umgerechnet 10 Euro pro Hektar im Jahr die Patenschaft für einen Nationalpark im Amazonas-Gebiet übernehmen. Greenpeace Brasilien kritisiert das Programm als Versuch, die Realität zu verbergen: «Bis zum heutigen Tag sehen wir keine Anzeichen für Fortschritte. Die Regierung schiebt die Verantwortung für die Finanzierung eines Teils des Umweltschutzes des Landes den Unternehmen zu – eine weitere Greenwashing-Massnahme von denjenigen, die den Schutz des Amazonaswaldes, anderer Ökosysteme und ihrer Völker stetig aufweichen.»