Die Luft im Amazonasgebiet wird immer schlechter. Brände, die für neues Weideland gelegt werden, vergiften die Luft und verschärfen die Klimakrise. Die Menschen im einst grünsten Ökosystem der Welt atmen laut einem neuen Bericht oft Luft ein, die mit höheren Konzentrationen giftiger Partikel belastet ist als in Peking, São Paulo oder Santiago. Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen sich an der diesjährigen Klimakonferenz COP30 für den Amazonas und seine Bewohner:innen einsetzen.
Alarmierende Erkenntnisse
Ein neuer Bericht von Greenpeace International mit dem Titel «Toxic Skies: How Agribusiness Is Choking the Amazon» zeigt, wie Brände im Zusammenhang mit der industriellen Landwirtschaft die Luft im Regenwald während der Trockenzeit vergiften. Die Forscher:innen überwachten die Luftqualität in zwei Städten im Amazonasgebiet (Porto Velho und Lábrea) und kombinierten dabei Satelliten- und bodengestützte Daten. Die Ergebnisse sind alarmierend:
- Während der Rekord-Feuersaison 2024 überschritten die Werte für Feinstaub die täglichen Gesundheitsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO um mehr als das 20-Fache.
- Selbst im Jahr 2025, einem Jahr mit weitaus weniger Bränden, lag die Luftqualität immer noch um mehr als das Sechsfache über den Richtwerten.
- Zwischen 2019 und 2024 war die jährliche durchschnittliche Luftverschmutzung in Porto Velho höher als in den grossen Megastädten weltweit, was vor allem auf den starken Anstieg der Feinstaub-Werte während der Feuersaison zurückzuführen ist.
- Rund 75% der verbrannten Flächen um Porto Velho im Jahr 2024 werden als Weideland für die Rinderproduktion genutzt. Das zeigt, dass die meisten Brände mit der Nutzung von Weideland zusammenhängen.
- Mehr als die Hälfte der gesamten verbrannten Fläche im Amazonas-Biom im Jahr 2024 liegt in einem Umkreis von 360 km um die Anlagen des grössten brasilianischen Fleischverarbeiters JBS. JBS exportiert seine Fleischprodukte in die ganze Welt – auch in die Schweiz.

Die Luftverschmutzung macht Menschen im Amazonasgebiet krank
Die Brände im Amazonasgebiet sind keine Naturkatastrophen. Sie werden absichtlich gelegt, um Wald zu roden oder Weideland für Rinder zu schaffen. Und hinter jeder Statistik stehen menschliche Schicksale. Hilda Barabadá Karitiana aus dem Karitiana-Indianergebiet in der Nähe von Porto Velho beschreibt, wie ihre Gemeinde mit dem Rauch lebt:
«Während der Trockenzeit ist die Luft voller Rauch. Selbst wenn das Feuer weit entfernt ist, spüren wir es. Halsschmerzen, ständiger Husten und gereizte Augen. Das betrifft jeden.»
Für Menschen wie Hilda ist der Rauch nicht nur eine saisonale Belästigung. Er ist eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Die Belastung durch hohe Feinstaub-Werte verursacht Atemwegsinfektionen, Herzerkrankungen und Asthma, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen. Die Luft selbst ist zu einem Krisenfaktor geworden.
Die COP30 kann ein entscheidender Wendepunkt sein
Die diesjährige COP30, die in Belém am Rande des Amazonasgebiets stattfindet, wird der erste UN-Klimagipfel in einem tropischen Regenwald sein. Er bietet die Gelegenheit, die Stimmen der Amazonasbewohner:innen und die Luftqualität in den Mittelpunkt der globalen Klimaverhandlungen zu stellen. Das sind unsere Forderung an die Staats- und Regierungschefs:
- Die COP30 muss einen Aktionsplan zur Umsetzung des UNFCCC-Ziels für 2030 vorlegen, um die Entwaldung und Waldschädigung weltweit zu stoppen und umzukehren. Es ist an der Zeit, Verpflichtungen in Taten umzusetzen.
- Die Regierungen müssen dringend den Agrar- und Finanzsektor regulieren, um sicherzustellen, dass sie mit dem Pariser Abkommen, dem Globalen Rahmenwerk für Biodiversität und den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung in Einklang stehen.
- Die Regierungen müssen den Übergang zu wirklich ökologischen und gerechten Ernährungssystemen, ein Ende der Entwaldung und die Reduzierung der mit der Landwirtschaft verbundenen Emissionen, einschliesslich Methan, sicherstellen.
- Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen die Finanzierung echter Lösungen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wälder sicherstellen, indem sie Finanzmittel bereitstellen, auf die indigene Völker und lokale Gemeinschaften direkt zugreifen können.


