Heute hat der Weltklimarat IPCC den zweiten Teil des neuen Sachstandsberichts zum Klimawandel veröffentlicht. Weltweit führende Klimawissenschaftler:innen untersuchten dafür die Auswirkungen des Klimawandels für Menschen sowie Ökosysteme und gingen der Frage nach, wie und in welchem Umfang wir uns anpassen können. 

Der Bericht umfasst Tausende von Seiten. Hier fassen wir die 5 wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die du aus unserer Sicht kennen solltest: 

1. Klimarisiken und Klimaauswirkungen treten schneller auf und werden sich schneller verschärfen.

Das bringt es auf den Punkt. Der Klimawandel verursacht bereits jetzt weitreichende Verluste und Schäden für Menschen und Natur, zerstört Leben, Häuser, Existenzgrundlagen und Kulturen. Und es wird noch schlimmer. Die Wissenschaftler:innen haben ihre Gesamtbewertung der «Gründe zur Besorgnis» (auf Englisch «Reasons for Concern») über die künftige Erwärmung aktualisiert. Sie sind zum Schluss gekommen, dass die Klimarisiken bei einer geringeren globalen Erwärmung als bisher angenommen auf ein hohes und sehr hohes Niveau ansteigen werden. Schon jetzt sind die Auswirkungen der Erwärmung auf die Ökosysteme früher zu spüren, sie sind weiter verbreitet und haben weitreichendere Folgen als ursprünglich erwartet.

2. Wir sind nicht einmal auf die derzeitigen Auswirkungen vorbereitet, und das kostet Leben.

Zwar haben die Bemühungen um eine Anpassung an die sich verschärfenden Klimagefahren weltweit zugenommen. Doch die meisten Massnahmen kommen zu spät und gehen zu wenig weit. Darum ist die Zahl der Menschen, die den Klimagefahren ausgesetzt sind, gestiegen und nicht gesunken. Auch mehr Vermögenswerte sind von den Klimarisiken betroffen. 

Überall auf der Welt sind durch die Auswirkungen des Klimawandels Menschen gestorben und Häuser zerstört worden. Aber in stark gefährdeten Ländern war die Sterblichkeit durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme in den letzten zehn Jahren um das 15-fache höher als in Ländern mit einer sehr geringen Gefährdung.

Das müsste nicht so sein. Leben und Häuser könnten gerettet werden. Dafür braucht es integrative, faire, mit ausreichenden Mitteln ausgestattete Massnahmen zur Anpassung. Und sie müssen den Bedürfnissen der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen gerecht werden.

3. Eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad würde die prognostizierten Verluste und Schäden erheblich verringern, kann sie aber nicht ausschliessen.

Jede weitere Erwärmung verschlimmert die Situation und bringt mehr Menschen und Arten an ihre Grenzen. Massnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C (gem. Pariser Klimaabkommens) würden die prognostizierten Verluste und Schäden für Menschen und Ökosysteme erheblich verringern – können sie aber nicht verhindern. Diese Verluste und Schäden sind ungleich verteilt und werden von den derzeitigen finanziellen, politischen und institutionellen Regelungen nicht umfassend berücksichtigt, insbesondere in den anfälligen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

4. Wir müssen die Natur wiederherstellen und mindestens 30 Prozent der Erde schützen, damit sie uns schützen kann.

Der Schutz des Planeten ist für die menschliche und gesellschaftliche Gesundheit unerlässlich und Voraussetzung für eine klimaresistente Entwicklung. Vielfältige, sich selbst erhaltende Ökosysteme mit einer gesunden biologischen Vielfalt leisten in mehrfacher Hinsicht einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels. Deshalb legt der Weltklimarat grossen Wert auf die Möglichkeiten und Notwendigkeit von ökosystembasierten Anpassung und Abschwächung. Die Wissenschaftler:innen betonen, dass die Aufrechterhaltung der Widerstandsfähigkeit der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen von der wirksamen Erhaltung von etwa 30 bis 50 Prozent der Land-, Süsswasser- und Meeresflächen der Erde abhängt.

5. Dies ist das entscheidende Jahrzehnt für die Sicherung einer lebenswerten, gerechten und nachhaltigen Zukunft. Wir müssen von einem schrittweisen zu einem umfassenden Wandel übergehen.

Die Auswirkungen und Risiken des Klimawandels werden immer komplexer und schwieriger zu bewältigen. Denn verschiedene Gefahren treten gleichzeitig auf und interagieren mit vielfältigen Risiken, die durch nicht nachhaltige Entwicklungsmodelle und soziale Ungerechtigkeit entstehen. Daher brauchen wir keine kleinen Schritte mehr, sondern einen umfassenden und integrativen Wandel der Energie-, Nahrungsmittel-, Industrie-, Stadt- und Gesellschaftssysteme, der zu einer klimaresistenten und gerechten Entwicklung führt. Ohne jede Verzögerung.

Der Weltklimarat schlussfolgert selbst:

«Die kumulierten wissenschaftlichen Beweise sind unmissverständlich: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten. Mit jeder weiteren Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Massnahmen wird ein kurzes und sich schnell schliessendes Fenster der Gelegenheit verpasst, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern.»

Jetzt handeln

Lasst uns ob diesen Worten nicht in Schockstarre verfallen! Wir alle können den benötigten umfassenden Wandel vorwärtstreiben. Die Lösungen liegen auf dem Tisch: zum Beispiel für den Umbau unseres Energiesystems. Greenpeace Schweiz hat kürzlich aufgezeigt, dass eine atom- und CO2-freie Energieversorgung hierzulande möglich und erschwinglich ist – wenn wir den Ausbau der Photovoltaik sofort sehr stark beschleunigen und die zur Verfügung stehende Energie deutlich effizienter nutzen. 

Darum fordern wir von der Politik einen Solar-Sprint. Unterschreibe auch du die Petition und teile sie mit deinen Freund:innen und mit deiner Familie. Je mehr Unterschriften wir sammeln, desto deutlicher können wir einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien einfordern. 

Eine ausführlichere Begründung findest du im Factsheet «Atomkraft wird das Klima nicht retten»