Unmöglich, dass in der Schweiz vor 2050 ein neuer Atomreaktor gebaut wird. Die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) hat heute eine Studie zu den Perspektiven der Atomenergie in der Schweiz veröffentlicht. Sie weist auf zahlreiche Punkte hin, die in der politischen Debatte oft ausgeklammert werden. Die Studie zeigt insbesondere, dass Bau und Betrieb eines neuen AKW kaum rentabel sind, deshalb Subventionen erfordern und erneuerbare Energien konkurrenzieren.
«Der SCNAT-Bericht bestätigt, dass der Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz zu spät kommt, um die Herausforderungen der Versorgungssicherheit und der CO2-Reduktion zu bewältigen», sagt Nathan Solothurnmann, Energie- und Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz.
Der SCNAT-Bericht gibt einen umfassenden Überblick über die Perspektiven der Atomenergie in der Schweiz bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts. Die Autor:innen halten fest, dass die Energieversorgung des Landes weitgehend auf erneuerbaren Energien basieren wird. Die Studie macht deutlich, dass die Atomenergie für ein solches Energiesystem ungeeignet ist. Atomkraftwerke können
kurzfristige Schwankungen der Solar- und Windenergie nicht ausgleichen. Das saisonale Defizit lässt sich gut durch eine Kombination von Energielösungen bewältigen, ohne den Bau neuer AKW und ohne die Betriebsdauer bestehender Anlagen zu verlängern.
Es ist unmöglich, ein AKW flexibel und rentabel zu betreiben. Vielmehr könnte die Atomenergie durch die globale Erwärmung beeinträchtigt werden: Hitzewellen und längere Dürreperioden erschweren die Kühlung der Reaktoren und verursachen kostspielige Unterbrüche.
Die Untersuchungen der SCNAT bestätigen zudem: Sollte in den nächsten Jahrzehnten in der Schweiz ein neuer Atomreaktor gebaut werden, müsste es zwangsläufig ein Reaktor der dritten Generation sein. Also ähnlich jener Reaktoren, die in Europa in jüngster Zeit gebaut wurden oder sich in der Entwicklung befinden. Technologien der vierten Generation und kleine, modulare Reaktoren (SMR) sind noch nicht so weit fortgeschritten, dass sie in den kommenden Jahrzehnten kommerziell genutzt werden könnten.
«Die Studie der SCNAT weist aber auch mehrere problematische Punkte auf», sagt Nathan Solothurnmann. «Sie beschönigt die Aussichten für die Atomenergie und die in der Entwicklung befindlichen Technologien und sie geht nicht auf die Sicherheitsrisiken der Atomkraft ein.»
«Trotz allem bestätigt die Studie, dass die Atomenergie zu spät kommt, zu teuer ist und die Entwicklung erneuerbarer Energien behindert. Der Bundesrat muss diese klare Warnung der Wissenschaft ernst nehmen. Das AKW-Neubauverbot darf nicht aufgehoben werden. Stattdessen muss sich Bundesrat Albert Rösti für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien in unserem Land einsetzen.»
Weitere Informationen
- Perspektiven für die Kernenergie in der Schweiz, SCNAT, Juli 2025
- Die wichtigsten Punkte aus der Analyse der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) zu den Perspektiven der Atomenergie in der Schweiz, Greenpeace Schweiz, Juli 2025
Kontakt
- Nathan Solothurnmann, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Schweiz, +41 76 514 90 48, [email protected]
- Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]


