Eine Greenpeace-Studie zeigt: Grenzüberschreitende Zugfahrten sind in Europa meist teurer als Fliegen. Das ist absurd. Der Zug sollte in Europa die günstigste und einfachste Reiseoption sein.
Die Greenpeace-Analyse von 142 Strecken in 31 europäischen Ländern ergab: Flüge sind auf 54 Prozent der 109 untersuchten grenzüberschreitenden Strecken deutlich günstiger als Zugfahrten. Mitverantwortlich dafür sind Billig-Airlines mit ihren Dumpingpreisen.
Herwig Schuster, Greenpeace-Verkehrsexperte: «Es ist absurd, dass ein Flug von Barcelona nach London nur 15 Euro kostet, während die Zugfahrt auf derselben Strecke bis zu 26 Mal teurer ist. Der Flugverkehr profitiert von unfairen Steuerprivilegien. Ticketpreise spiegeln keinen funktionierenden Markt wider, sondern ein manipuliertes System.»
Billigflüge steuerlich im Vorteil
Airlines wie Ryanair, Wizz Air, Vueling und Easy Jet dominieren den europäischen Luftraum mit Ticketpreisen, die oft niedriger sind als Flughafen- und Ticketgebühren. Solche, niemals kostendeckenden Preise sind nur möglich, weil kein Land auf Kerosin Steuern erhebt und internationale Flugtickets von der Mehrwertsteuer befreit sind.
Flüge verursachen im Durchschnitt fünfmal mehr CO₂-Emissionen pro Passagierkilometer als Züge. Wenig erstaunlich ist, dass die künstlich niedrig gehaltenen Flugpreise viele Reisende zum Fliegen verleiten.
Nur auf 29 (39 Prozent) der untersuchten, grenzüberschreitenden Strecken waren Züge immer oder fast immer günstiger. Viele dieser Strecken sind in Mittel- und Osteuropa – vor allem im Baltikum und in Polen.
In Frankreich, Spanien und Grossbritannien waren Züge auf bis zu 95 Prozent der grenzüberschreitenden Strecken teurer als Flüge. Zugreisen können bis zu 26-mal teurer sein als Flüge. Das zeigt das extremste Beispiel: Barcelona–London kostet mit dem Flugzeug 14,99 Euro, mit dem Zug 389 Euro.
Stossend: Die beliebten Nachtzüge können nicht mit den stark subventionierten Flugreisen konkurrieren. Ab Genf zum Beispiel gibt es keine einzige Nachtzugverbindung. Im Gegensatz zur Deutschschweiz mit Nachtzügen ab Zürich, unter anderem nach Berlin, Wien und Budapest.
Zugreisen oft teuer und kaum zu buchen
Der vorliegende Bericht ist der zweite grosse Bericht von Greenpeace über Flug- und Bahnpreise in Europa. Seit 2023 ist der Anteil der Strecken, auf denen Züge überwiegend günstiger sind, um immerhin 14 Prozentpunkte (von 27 auf 41 Prozent) gestiegen, dank besserer Bahnverbindungen und weniger extrem günstiger Flugverbindungen über Drehkreuze wie London und Dublin.
Greenpeace fordert auf internationaler Ebene ein Ende der Subventionen für den Luftverkehr und ein einfaches Ticketbuchungs-System, wie es für Flüge schon längst selbstverständlich ist.
Greenpeace-Verkehrsexperte Herwig Schuster: «Jede Strecke, auf der das Flugzeug billiger ist als die Bahn, ist ein politisches Versagen. Wir dürfen nicht weiter die umweltschädlichste Verkehrsart subventionieren. Europa muss den Zug zur günstigsten und einfachsten Reiseoption machen.»
Über die Studie
Greenpeace verglich in 31 europäischen Ländern die Ticketpreise für 142 Strecken, 109 grenzüberschreitend und 33 im Inland. Die Preise erhob Greenpeace an neun verschiedenen Daten zwischen April und Juni. Berücksichtigt wurden nur Strecken mit einer Flugdistanz von weniger als 1500 km. Diese müssen sowohl mit der Bahn als auch mit dem Flugzeug zurückgelegt werden können.
Kontakt
Herwig Schuster, Verkehrsexperte bei der europäischen Greenpeace-Kampagne People over Greed, [email protected],
+43 664 431 92 14
Roland Gysin, Medienstelle Greenpeace Schweiz, [email protected], 044 447 17 41


