Die derzeitige Umweltkrise ist eine direkte Folge der übermässigen Ausbeutung von Ressourcen und der Überproduktion von Abfällen. Eine Umfrage von gfs-zürich im Vorfeld des diesjährigen Black Friday zeigt jedoch: Die Schweizer Bevölkerung will mehr ihrer defekten Geräte und Gegenstände reparieren oder reparieren lassen, anstatt neue zu kaufen. Verschiedene Schwierigkeiten verhindern jedoch Reparaturen: 76 Prozent der Befragten verweisen auf die hohen Kosten und 72 Prozent auf die technische Unmöglichkeit (fehlende Ersatzteile usw.). Greenpeace Schweiz fordert deshalb die Einführung eines Rechts zu Reparieren. Jede:r soll selbst entscheiden können, wo, zu welchem Preis und in welchem Umfang ein defekter Gegenstand repariert werden soll.

Der Black Friday mit seinen zahlreichen Sonderangeboten ist zu einem Symbol des Überkonsums unserer Gesellschaft geworden. In einem System, in dem alles ständig durch etwas Neues ersetzt wird, scheint die Reparatur in Vergessenheit geraten zu sein. Trotz ihres verstaubten Images sind Reparaturen eine zukunftsträchtige Lösung. Sie verlängern die Lebensdauer eines Gegenstandes und vermeiden so den Einsatz neuer Ressourcen; zugleich reduzieren sie Abfall. Dieser Ansatz bildet das Herzstück der Kreislaufwirtschaft, die sich in unserem Land zu oft auf das Recycling beschränkt, das seine Grenzen erreicht hat. 

Grosse Schweizer Unterstützung für Reparaturen

Eine repräsentative Umfrage des Instituts gfs-zürich vom Oktober zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung ihre defekten Konsumgüter vermehrt reparieren will. Unabhängig von der Kategorie zeigen die Befragten eine hohe Bereitschaft, mehr zu reparieren (Uhren und Schmuck: 87 Prozent; Möbel: 75 Prozent; Haushaltsgeräte: 70 Prozent; Smartphones: 69 Prozent; Kleidung und Schuhe: 56 Prozent; Spielzeug: 52 Prozent). 

Hindernisse und mögliche Massnahmen

Ist das Reparieren ein neuer Trend? Noch erschweren verschiedene Hindernisse den Zugang zu Reparaturen. 76 Prozent der Befragten nannten die hohen Kosten als Argument gegen Reparaturen. An zweiter Stelle, mit 72 Prozent Zustimmung, stehen technische Hindernisse: von mangelnden Ersatzteilen oder Spezialwerkzeug über die Verwendung von Klebstoff, der es verunmöglicht, ein Gerät zu öffnen. Ausserdem ist es aufwändig, eine Reparatur zu organisieren (56 Prozent): einen Dienstleister zu suchen, das Gerät zu bringen und wieder abzuholen ist zeitaufwändiger, als die einfache Online-Bestellung eines neuen Geräts.

Als direkte Folge dieser Hindernisse befürwortet die Mehrheit der Befragten Massnahmen, die die Reparierbarkeit von Produkten fördern. 93 Prozent sprechen sich dafür aus, dass Ersatzteile für mindestens zehn Jahre nach dem Kauf erhältlich sein sollten. Diesbezüglich hat die Schweiz einen ersten Schritt gemacht und für sechs Produktgruppen Bestimmungen aus der Europäischen Union übernommen, die Hersteller:innen und Händler:innen dazu verpflichten, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu garantieren. 94 Prozent sprechen sich für eine finanzielle Unterstützung von Reparaturen aus, und 91 Prozent sind der Meinung, dass Hersteller.innen und Händler:innen verpflichtet werden sollten, reparierbare Geräte auf den Markt zu bringen. Hier gibt es in der Schweiz keine gesetzliche Regelung, so dass das Land im europäischen Vergleich hinterherhinkt. Tatsächlich gaben 88 Prozent der Befragten an, dass sie bereit wären, mehr für ein Gerät oder einen Gegenstand zu bezahlen, wenn sie sicher wären, dass es repariert werden kann. Diese Zustimmung spricht für eine Deklaration der Reparierbarkeit, die für die Konsument:innen ersichtlich macht, inwiefern ein Produkt reparierbar ist.

Das Recht zu Reparieren

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage zeigen, dass eine breite Öffentlichkeit Änderungen im Reparaturbereich unterstützt. Die Schweiz hat im internationalen Vergleich einen sehr hohen ökologischen Fussabdruck. Die Verlängerung der Lebensdauer von Konsumgütern leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. «Die Reparatur unserer Gegenstände und Geräte ist eine der Lösungen zur Verlängerung ihrer Lebensdauer. Sie ist ein elementarer Pfeiler der Kreislaufwirtschaft, mit der wir versuchen, den Ressourcen- und Energieverbrauch zu reduzieren. Wir fordern alle Akteure des Systems auf, ein Recht zu Reparieren zu gewährleisten und damit einen wichtigen Beitrag zu dieser Kreislaufwirtschaft zu leisten. Das allein wäre schon ein grosser Fortschritt im Umgang mit unseren Ressourcen», sagt Barbara Wegmann, Zero-Waste-Expertin von Greenpeace Schweiz. 

Greenpeace Schweiz lanciert daher eine neue Kampagne für die Einführung eines Rechts zu Reparieren und fordert die Politik, die Hersteller:innen und die Händler:innen von Produkten auf, 

  • reparierbare Produkte auf den Markt zu bringen,
  • den Zugang zu Ersatzteilen und technischen Informationen sicherzustellen und
  • eine Kultur der Reparierbarkeit zu fördern.

Greenpeace fordert, dass das Recht zu Reparieren in die Revision des Umweltschutzgesetzes aufgenommen wird, die Anfang November von der Umweltkommission des Nationalrates in die Vernehmlassung geschickt wurde. Diese Überarbeitung soll die Grundlagen für eine Kreislaufwirtschaft schaffen und damit Veränderungen in der Ressourcen- und Abfallwirtschaft herbeiführen. 

Die Öffentlichkeit ist eingeladen, die Petition zu unterzeichnen, um unsere Forderungen zu unterstützen. Wenn bewusstes Konsumieren («Brauche ich das wirklich?») der erste Schritt ist, um dem Überkonsum entgegenzuwirken, ist Reparieren ein wichtiger Hebel, um von der Wegwerfkultur wegzukommen und Produkte wieder mehr wertzuschätzen. 

Weitere Informationen

Kontakte

Barbara Wegmann, Zero-Waste-Expertin von Greenpeace Schweiz
+41 79 331 60 82, [email protected] 

Michelle Sandmeier, Mediensprecherin für Zero Waste von Greenpeace Schweiz
+41 44 447 41 86, [email protected]