Medienmitteilung der Klima-Allianz Schweiz, zu der auch Greenpeace Schweiz gehört

Die Auslandinvestitionen der Schweizer Nationalbank verursachen mindestens so viele Treibhausgase wie die gesamte Schweiz. Nächste Woche fällt die Nationalratskommission für Wirtschaft und Abgaben einen Richtungsentscheid zur Zukunft der Schweizer Nationalbank. Eine Parlamentarische Initiative fordert eine Anpassung des aktuellen Nationalbankgesetzes. Die Nationalbank soll künftig nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Interessen wie den Klimaschutz in ihrer Anlagepolitik berücksichtigen müssen. Mit einem Brief an die Kommissionsmitglieder unterstützt die Klima-Allianz die Parlamentarische Initiative.

Die Nationalbank hat aktuell rund 10 Prozent ihrer Gesamtreserven, 61,5 Milliarden US-Dollar, an der amerikanischen Börse angelegt. Dabei investiert sie auch massgeblich in Erdölkonzerne wie Chevron, ExxonMobil, Suncor Energy und Conoco Philipps und verdoppelt auf diese Weise die CO2-Emissionen der Schweiz. Denn fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas verursachen den grössten Teil der Treibhausgasemissionen. Mit ihrem Geld ermöglicht die Nationalbank die Erschliessung und Förderung neuer Vorkommen und finanziert so den Klimawandel aktiv mit.

Die Klima-Allianz begrüsst deshalb die Parlamentarische Initiative der grünen Nationalrätin Adèle Thorens, welche diesen Investitionen einen Riegel schieben will. Über eine Änderung des Nationalbankgesetzes soll diese künftig nicht nur den Wirtschaftsinteressen der Schweiz verpflichtet sein, sondern auch der nachhaltigen Entwicklung, wie sie in der Bundesverfassung verankert ist. Nur so stünde die Anlagepolitik der Nationalbank im Einklang mit den Klimaschutzmassnahmen, welche die Schweiz mit der Ratifizierung des Pariser Abkommens versprochen hat. Darin nehmen Massnahmen im Finanzbereich als dritter Pfeiler des Klimaschutzes einen hohen Stellenwert ein.

Entsprechende gesetzliche Vorgaben sind auch im Interesse der Nationalbank. Denn die Schäden der immer häufigeren Klimakatastrophen bedrohen zunehmend auch die Stabilität des Finanzsystems. Kommt hinzu, dass Investitionen in fossile Energieträger längst nicht mehr rentabel sind: Alleine in den letzten drei Jahren hat die Nationalbank wegen Investitionen in fossile Brennstoffe fast 4 Milliarden US-Dollar verloren.

Weiter zuwarten ist gefährlich

Zahlreiche andere Länder reagierten bereits auf die neuen Entwicklungen und die zunehmenden Risiken: Die Europäische Zentralbank sowie 13 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden von Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Schweden, Spanien, China, Singapur, Mexiko und Marokko haben öffentlich erklärt, sie wollten eine Führungsrolle wahrnehmen bei der Eindämmung von Klimarisiken für das Finanzsystem und bei der Finanzierung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. «Je später die Nationalbank wirksame Massnahmen ergreift, desto schneller kann es zu einer Krise im Schweizer Finanzsystem kommen», warnt auch Christian Lüthi, Geschäftsleiter der Klima-Allianz Schweiz. «Die Anpassung der gesetzlichen Vorgaben ist deshalb dringend».

Bereits im April 2017 forderten mit dem Klimaschutz-Memento 135 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik die SNB dazu auf, aus Investitionen in Kohle, Erdöl und Erdgas auszusteigen.

Für weitere Informationen und Rückfragen

  • Christian Lüthi, Geschäftsleiter Klima-Allianz Schweiz, Tel. +41 76 580 44 99

  • Sandro Leuenberger, Projektverantwortlicher, Klima-Allianz, Tel. +41 79 941 30 19

Brief der Klima-Allianz an die Mitglieder der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (29.8.2018)

Studie zur Anlagepolitik der Nationalbank (April 2018)

Empfehlungen zu Klimarisiken (April 2018)

Experten, die an der Ausarbeitung der Empfehlungen zu Klimarisiken der Klima-Allianz vom April 2018 an die Nationalbank beteiligt waren:

  • Prof. Sergio Rossi, Chaire de macroéconomie et d’économie monétaire , Universität Freiburg, Tel. 079 293 94 06
  • Prof. Marc Chesney, Head of Dept of Banking and Finance , Universität Zürich, Tel. 044 634 45 80 / 634 41 07 (Sekr.)
  • Prof. Philippe Thalmann, Professur für Umweltökonomie, Nachhaltige Entwicklung und Klimawandel , EPFL Lausanne, Tel. 021 693 73 21
  • Prof. Stefano Battiston, Professur für Dynamik von Finanzsystemen, Gründer FINEXUS Center for Financial Networks and Sustainability, Dept. of Banking and Finance, Universität Zürich, Tel. 044 634 40 58
  • Prof. Anthony Patt, Umweltsystemwissenschaften, Klimaschutz und -anpassung , ETH Zürich, Tel. 044 632 58 21