Mit einem Tiefseebagger und grossen Bildern der Tiefseefauna machten 14 Greenpeace-Aktivist:innen heute frühmorgens auf die drohende Ausbeutung der Tiefsee aufmerksam. Sie forderten den Bundesrat auf, sich international für ein ambitioniertes Hochseeschutzabkommen und für ein Tiefseebergbau-Moratorium einzusetzen. 

Noch vor Sonnenaufgang begannen die Greenpeace-Aktivist:innen, den rund sechs mal zweieinhalb mal fünf Meter grossen Tiefseebagger auf dem Bundesplatz aufzubauen. Während die Nachbildung auf dem Bundesplatz vier Tonnen schwer ist, wiegt das Originalgerät mit 400 Tonnen das hundertfache. Tiefseebagger sind eines der Geräte, mit dem Rohstoffkonzerne in Zukunft in den Meeren, in einer Tiefe von mehr als 4’000 Metern, Manganknollen abbauen möchten. Manganknollen enthalten unter anderem Mangan, Kobalt und Nickel – Rohstoffe, die zum Beispiel in der Elektronikbranche verwendet werden. Ein solcher Eingriff in bisher unberührte Lebensräume hätte katastrophale Folgen für die Artenvielfalt in den Ozeanen. 

Vorbereitungen für erste Expeditionen laufen

Bereits seit einigen Jahren üben grosse Rohstoffkonzerne, darunter auch Schweizer Konzerne, Druck auf die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) aus, um die Tiefsee ausbeuten zu dürfen. Die ISA hat nun ankündigt, die ersten Abbaulizenzen schon 2023 zu bewilligen. Die Freiburger Firma Allseas baut als erste weltweit ein Schiff für den Tiefseebergbau um und plant Test-Expeditionen. 

Mit grossen Bildern zeigten die Greenpeace-Aktivist:innen auf dem Bundesplatz heute beispielhaft, welche Schönheit und Artenvielfalt durch den Tiefseebergbau bedroht ist. Sie fordern den Bundesrat auf, sich öffentlich für ein Tiefseebergbau-Moratorium einzusetzen. «Zahlreiche Staaten, und grosse Konzerne wie Samsung, Google und BMW fordern bereits ein Moratorium für den Tiefseebergbau», sagt Iris Menn, promovierte Meeresbiologin und Expertin bei Greenpeace Schweiz, «im Vergleich dazu ist die passive und abwartende Haltung des Bundesrates beschämend.»

Schweizer Einsatz für internationales Hochseeschutzabkommen gefordert

Seit 2017 verhandeln die Vereinten Nationen über ein internationales Abkommen zum Schutz der Hohen See. Dieses ist eine historische Chance für umfassenden Meeresschutz: Es soll den Schutz und die nachhaltige Nutzung der sogenannten Hohen See rechtsverbindlich regeln. Die finalen Verhandlungen finden in New York vom 7. – 18. März 2022 statt – und auch die Schweiz verhandelt mit. Doch in seiner aktuellen Rückmeldung zur Interpellation 21.4466 lässt der Bundesrat die Position, mit der die Schweiz in die Verhandlungen tritt, erneut offen. Zudem fehlt ein klares Bekenntnis zu Meereschutzgebieten ohne menschliche Nutzung, ebenso wie zu einer strikten Reglementierung sämtlicher Nutzungsformen ausserhalb von Meeresschutzgebieten. «Eine solche Rückmeldung vier Wochen vor den Verhandlungen ist sehr enttäuschend. Die Schweiz hat sich im Rahmen der Biodiversitätskonvention (CBD) verpflichtet, die Entwicklung des Verlusts der Artenvielfalt bis 2030 umzukehren. Die Position der Schweiz bei den Verhandlungen zum Hochseeschutzabkommen ist eine Chance für den Bundesrat, den Worten Taten folgen zu lassen», betont Menn. 

Bild- und Audio-Material

Foto- und Video-Material (wird laufend ergänzt)

Zitate von Meeresexpertin Iris Menn (Audio)

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