Trinkröhrli, Wegwerfgeschirr und Kaffeebecher aus dem Take-away – solche Einwegartikel sind in letzter Zeit immer mehr in Verruf geraten. Sie helfen uns, den schnellen Hunger oder Durst zu stillen. Nach wenigen Minuten landen sie aber bereits in überfüllten Abfalleimern oder, noch schlimmer, in Parkanlagen oder in Seen und Flüssen. Sie gehören neben PET-Flaschen zu den meistgefundenen Artikeln im Rahmen der weltweit durchgeführten Brand Audits der globalen #BreakFreeFromPlastic-Bewegung. 

Ein Verbot in der EU – und in der Schweiz

In der EU werden diese und weitere Wegwerfartikel in den nächsten Jahren verboten. Nun führt die erste Schweizer Stadt auf Anfang 2020 eine ähnliche Regelung ein: Genf hat diese Woche informiert, wie sie das im Frühjahr angekündigte Verbot von Wegwerfartikeln aus Plastik konkret umsetzen will. 

In der Rhonestadt dürfen Strassencafés und Take-aways, Betreiber von Marktständen und Veranstalterinnen von Anlässen im öffentlichen Raum ab 1. Januar 2020 keine Einwegartikel aus Plastik mehr abgeben. Dazu gehören Säcke, Becher, Trinkröhrli, Teller und Besteck aus Plastik. Wer sich nicht daran hält droht eine Busse oder in schlimmeren Fällen gar der Entzug der städtischen Bewilligung. 

Juhui…

Auf den ersten Blick erfreut das mein Herz als Anti-Plastik-Campaigner. Einwegartikel aus Plastik sind eine grosse Ressourcenverschwendung. Sie werden aus Erdöl oder -gas hergestellt und schaden nicht nur der Umwelt, wenn sie achtlos weggeworfen werden. Produktion und Entsorgung brauchen viele CO2 und schaden damit auch dem Klima. 

… oder doch eher Pfui? 

Doch leider lässt das Verbot in Genf ein allzu grosses Schlupfloch offen: Einwegartikel aus Papier oder Karton sowie aus “kompostierbarem” Kunststoff sind weiterhin erlaubt. Damit wird Tür und Tor geöffnet für Scheinlösungen, welche ebenso umweltschädlich sind wie Plastik. Dies zeigt der neue Greenpeace-Bericht “Die Zukunft wegwerfen”. 

Somit kann in Genf die Wegwerfkultur trotz Verbot weiter gepflegt werden – unter dem Deckmantel von alternativen Materialien. Das ist eine vertane Chance. Denn eine vor kurzem veröffentlichte repräsentative Umfrage zeigt, dass der allergrösste Teil der Schweizer Bevölkerung bereit ist, Mehrweglösungen vermehrt zu nutzen. 

Mehrweg ist Zukunft 

Beim Verbot von Einwegartikeln können sich andere Schweizer Städte also gerne von Genf inspirieren lassen. Bei der Förderung von Mehrweglösungen lohnt sich aber zum Beispiel ein Blick nach Bern. In der Bundeshauptstadt ist Mehrweggeschirr und -besteck bei sämtlichen Veranstaltungen auf öffentlichem Boden Pflicht.

Der Weg von der Wegwerfkultur zur Mehrweg-Revolution führt also nicht nur über Verbote, sondern auch über Vorgaben für die Nutzung von Mehrweglösungen. Welche Schweizer Stadt wird dies als erste konsequent umsetzen?