Das von der Agrarlobby gezeichnete falsche Bild der saubersten und ökologischsten Landwirtschaft der Welt bröckelt zunehmend. Zeit für einen agrarpolitischen Systemwandel, der Mensch und Umwelt ins Zentrum stellt.

Die Landwirtschaft hat sich in den letzten gut 50 Jahren so stark gewandelt wie nie zuvor: Die allermeisten Nahrungsmittel werden inzwischen in hoch-intensiven Agrarsystemen produziert. Diese haben die Grenzen der natürlichen Kreisläufe längst hinter sich gelassen und funktionieren nur mit einer konstanten Zufuhr von Kunstdüngern, Pestiziden und fossiler Energie. Die negativen Auswirkungen dieser industriellen Landwirtschaft sind mannigfaltig und verheerend für die Klima- und Biodiversitätskrise. 

Eine Ökologisierung der Landwirtschaft ist dringend nötig – das wird auch der Bevölkerung immer bewusster, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Greenpeace, Pro Natura, WWF und BirdLife zeigt. Auf die Frage wie dringend es ihrer Meinung nach sei, dass die Schweizer Agrarpolitik ökologischer werde, haben satte 80 Prozent der Befragten angegeben, dass dies sehr dringend oder eher dringend sei. Das von der Agrarlobby gezeichnete Bild der ökologischen und sauberen Schweizer Landwirtschaft bröckelt. Zurecht!

Als Antwort auf die von Greenpeace veröffentlichte Feldstudie zur kilometerweisen Luftverfrachtung von Pestiziden, haben rund 6000 Menschen per E-Mail ihre Empörung bei den zuständigen Behörden kundgetan. Wenn nicht mal mehr Bio-Produktion gewährleistet werden kann, sind wir auch in unserer persönlichen Wahlfreiheit eingeschränkt. Pestizide sind das neue Passivrauchen – nein danke!

Spielchen beenden

Mit diesem Hintergrund ist die Sistierung der Agrarpolitik 2022+ einfach nur frustrierend. Eine bürgerliche Mehrheit des Ständerats schickt das jahrelang erarbeitete Reformpaket bachab und verfestigt ein von der Agrarlobby orchestriertes System. Ökologische Verbesserungen in der Landwirtschaft werden nun jahrelang verzögert. 

Mit den zwei im nächsten Jahr anstehenden Pestizid-Initiativen können wir diese Spielchen beenden. Der Mensch und die Umwelt müssen im Zentrum der Politik stehen, nicht die Interessen der Agrarlobby! Deshalb unterstützt Greenpeace Schweiz ein zweifaches Ja für die Initiativen, welche voraussichtlich am 13. Juni 2021 zur Abstimmung kommen.

Die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» will sich innert einer zehnjährigen Transitionsphase gänzlich vom Gebrauch synthetischer Substanzen in der Nahrungsmittelproduktion verabschieden. Zusätzlich soll auch der Import von Produkten die synthetische Pestizide enthalten oder mit Hilfe solcher hergestellt wurden verboten werden.
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Die Trinkwasserinitiative fordert einen Umbruch in der Schweizer Landwirtschaft. Finanzielle Unterstützung durch den Bund sollen nur noch jene Betriebe erhalten, die keine Pestizide verwenden, ihren Tieren kein Antibiotika vorsorglich verabreichen und nur so viele Tiere halten, dass sie das nötige Futter selbst produzieren können.
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