Am Swiss Overshoot Day haben wir jeweils alle Ressourcen verbraucht, die die Erde in einem Jahr regenerieren kann. Das Datum wird für jedes Land einzeln berechnet. Je früher im Jahr dieser Tag eintritt, desto höher ist der Ressourcenverbrauch durch die Menschen im betreffenden Land. Dieses Jahr fällt der Swiss Overshoot Day bereits auf den 11. Mai. Im Jahr 2018 war es noch der 1. August.

Wir alle haben solche Aussagen schon einmal gehört: «Wenn alle Menschen so leben würden wie die Schweizer Bevölkerung, bräuchten wir zwei zusätzliche Planeten.» Aber was bedeutet das konkret? Welche Gewohnheiten führen dazu, dass wir zu viele Ressourcen verbrauchen? Und was können wir tun, um die Belastung für die Erde zu reduzieren?

Unser ökologischer Fussabdruck

Die offizielle Statistik ist eindeutig: Der ökologische Fussabdruck der Schweizer Bevölkerung entspricht der 2,8-fachen Menge der weltweit verfügbaren Ressourcen pro Person. «Wir leben somit auf Kosten künftiger Generationen und anderer Erdteile», schreibt der Bund auf seiner Webseite. Im globalen Durchschnitt beträgt der ökologische Fussabdruck pro Person 1,2. Doch dahinter verbergen sich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern.

In der Schweiz gehören wir zu den Erdbewohnerinnen und -bewohnern, die am meisten von den vorhandenen natürlichen Ressourcen profitiert haben. Unser Lebensstil funktioniert nur «dank des Imports von natürlichen Ressourcen und der Übernutzung der globalen Güter (wie der Atmosphäre)». Unser ökologischer Fussabdruck folgt in erster Linie aus dem Verbrauch fossiler Energie, aus der Bodennutzung für Landwirtschaft und Weiden sowie aus der Ausbeutung von Wäldern. Die gute Nachricht ist, dass es bereits viele Lösungen gibt, um unseren ökologischen Fussabdruck zu verkleinern und nicht mehr auf Pump zu leben.

Overshoot reduzieren

In der Schweiz fällt vor allem der Energieverbrauch im Verkehr ins Gewicht. Damit unser ökologischer Fussabdruck deutlich kleiner wird, braucht es ein neues Mobilitätsmodell, das auf öffentlichen Verkehr und sanfte Mobilität setzt. Der Vergleich verschiedener Verkehrsmittel zeigt, dass ein Fahrzeug mit Benzin- oder Dieselmotor wesentlich höhere Emissionen verursacht als die ÖV-Nutzung. Auf der Webseite energie-umwelt.ch stellen die kantonalen Energie- und Umweltfachstellen von Genf, Bern, Neuenburg, Freiburg, Jura, Waadt und Wallis einen Rechner zur Verfügung: Dieser ermittelt den Energieverbrauch je nach Verkehrsmittel. Zum Beispiel verursacht eine Reise von Genf nach Zürich mit dem Auto 35‘210 Gramm CO2 pro Person, aber nur 309,7 Gramm mit dem Zug. Zudem stösst der Autoverkehr Feinstaub und Stickoxide aus, was bei der Bahn nicht der Fall ist. Diese Relationen gelten auch für kürzere Strecken.

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, unseren Energieverbrauch zu senken. Wie wir heizen, welche elektrische Geräte wir nutzen oder wie wir Räume beleuchten, all dies können wir zum Positiven verändern. Die sauberste Energie ist jene, die gar nicht verbraucht wird. Angesicht der Klimakrise ist Energiesparen unser bestes Mittel.

Neben ÖV-Nutzung, sanfter Mobilität und Energiesparen stehen uns noch andere Wege zur Verfügung, unseren ökologischen Fussabdruck zu verringern. Auch eine Ernährungsumstellung hilft, unsere Umweltbelastung zu reduzieren. Weltweit werden 30 Prozent der Anbauflächen für die Produktion von Futtermitteln genutzt. Nur 10 bis 15 Prozent dieser Futtermittel werden schlussendlich in Biomasse umgewandelt, die vom Menschen verzehrt werden kann. Hinzu kommt, dass die Viehwirtschaft ebenso klimaschädlich ist wie der Transportsektor. Wenn wir weniger tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier konsumieren, können wir unseren ökologischen Fussabdruck schon erheblich senken. Dadurch muss weniger Land für die Lebensmittelproduktion genutzt werden. Zudem reduziert sich der Druck auf die Artenvielfalt: 80 Prozent der weltweiten Abholzung hängt nämlich mit der Nahrungsproduktion zusammen. Ein weiteres Problem ist, dass wir im Durchschnitt über 300 kg Lebensmittel pro Person und Jahr verschwenden. Dieser Foodwaste ist für 25 Prozent des ökologischen Fussabdrucks unserer Ernährung verantwortlich. Indem wir unsere Gewohnheiten verändern, reduzieren wir auch die Verschwendung.

Zeit, sich zu engagieren!

Aber können individuelle Verhaltensänderungen unseren ökologischen Fussabdruck so weit verkleinern, dass die Klimakrise und das Artensterben nicht weiter fortschreiten? Andreas Diekmann, Soziologieprofessor an der ETH Zürich, meint dazu Folgendes: «Wer sich um das Klima sorgt, und sei es nur symbolpolitisch, wird auch eher für eine umweltfreundliche Politik stimmen. Und genau dort können wir den grössten Einfluss ausüben.» Verhaltensänderungen können sich durchaus positiv auswirken. Für die notwendigen Fortschritte im Umweltschutz braucht es aber auch einen politischen Wandel und eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wahlen, Referendumsabstimmungen und Volksinitiativen sind daher von grosser Bedeutung. Gleiches gilt für das Engagement der Zivilbevölkerung. Mit dem Aufkommen neuer Umweltbewegungen in den letzten Jahren gibt es immer mehr Möglichkeiten, sich zu engagieren. Angesichts der Dimensionen der Umweltzerstörung kann es niemals zu viele Menschen geben, die sich für Natur und Klima einsetzen.

Es gibt eine Vielzahl von Optionen, um den Raubbau an den Ressourcen der Erde zu stoppen. Einer der wichtigsten Schritte in den nächsten Wochen ist, am 13. Juni JA zum neuen CO2-Gesetz und 2 Mal JA zu den Landwirtschafts- und Ernährungsinitiativen zu stimmen.