Unsere Ernährung hat grossen Einfluss auf die Umwelt. Doch welche Nahrungsmittel haben den grössten, welche den kleinsten CO2-Fussabdruck? In Kooperation mit Eaternity, eine Schweizer Organisation, die sich auf die Berechnung von Umweltbilanzen spezialisiert hat, veröffentlicht Greenpeace Schweiz jetzt ein CO2 Lebensmittel Poster, das die klimafreundliche Ernährung kinderleicht machen soll.

Wenn ich im Supermarkt vor gut gefüllten Regalen stehe, mache ich mir oft Gedanken, welchen Weg sie hinter sich gebracht haben. Vielleicht achten wir bei der Banane auf das Max Havelaar Gütesiegel und das Fleisch sollte aus der Schweiz kommen. Doch woher kommt dann eigentlich das Futtermittel für die Schweizer Rinder? Und woher stammen die Lebensmittel der endlos langen Zutatenlisten bei den Fertigprodukten?

Als jemand der möglichst umweltbewusst leben möchte, spielen diese Fragen für mich eine wichtige Rolle. Wie soll das Ganze mit dem nachhaltigen Planeten funktionieren, wenn wir hier komplett im Dunkeln tapsen. Während des ganzen Weges, den ein Lebensmittel in der Produktion hinter sich legt, werden CO2-Emissionen produziert. Wer sagt mir wieviel?

1/3 aller Treibhausgase

Du fragst dich vielleicht, weshalb es so wichtig ist, diese CO2-Emissionen zu kennen. Kurz: Von einer globalen Perspektive ist der CO2-Ausstoss, der durch die Lebensmittelindustrie verursacht wird, enorm: Die Herstellung von Nahrung verursacht einen Drittel aller Treibhausgase weltweit. Das sind mehr als durch den ganzen Transportsektor entstehen, also durch Autos, Flugzeuge und Schiffe zusammen.

Auch auf nationaler Ebene sieht die Bilanz nicht besser aus. In der Schweiz macht die Ernährung einen Anteil von 21 Prozent der Klimabelastungen der Nachfrageseite aus. Somit wird klar, dass alle, die essen, sich auch aktiv fürs Klima einsetzen können! Dafür müssten wir natürlich aber erstmal wissen, welche Lebensmittel klimafreundlich sind und welche man vermeiden sollte.

Die Berechnung der Klimakiller

Hinter den CO2-Bilanzierungen steckt eine wissenschaftliche Disziplin: die Lebenszyklusanalyse. Auch Eaternity berechnet die Bilanzen, indem eine quantitative Analyse der Auswirkungen über den gesamten Lebenszyklus des Produktes hinweg gemacht wird, also vom Bauernhof bis zum Teller. Grundsätzlich durchläuft ein Produkt sechs Phasen: Die landwirtschaftliche Produktion, Transport und Distribution, Weiterverarbeitung, Nutzung (Konsum) und die Entsorgung der Verpackung und eventueller Resten des Produktes. Bei unserer Ernährung entstehen die meisten CO2-Emissionen in der landwirtschaftlichen Phase.

Durch diese Analysen kann Eaternity das bestätigen, was mittlerweile wohl jede klimabewusste Person weiss: Fleisch ist Klimasünder Nummer 1. Die Resultate der Berechnungen sind nicht ermutigend: Die Herstellung von 200 g Kalbsschnitzel verursacht 11’120 g an CO2äq. Im Vergleich: Bei der Herstellung von 200 g Seitan (Fleischersatz Produkte aus Weizeneiweiss) werden nur 218 g CO2äq emittiert. Generell schneiden pflanzliche Lebensmittel viel besser ab als tierische. Woran liegt das?

Die einfachste Erklärung: Indem bei der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln der Umweg durch den Tiermagen ausgelassen wird, können bereits grosse Energieeinsparungen gemacht werden. So verbraucht die «Haltung» von Pflanzen weit weniger Energie als die Haltung von einer Kuhfamilie. Es entstehen Emissionen durch die benötigte Elektrizität, Benzin und Weidefläche. Durch die Atmung, Verdauung und Gülle der Tiere entstehen weitere Treibhausgase. Die Futtermittel werden oft aus dem Ausland importiert und weitere Emissionen entstehen beim Transport. Auch bei der Herstellung der Futtermittel werden durch die Verdampfung der Düngemittel auf dem Feld Grünhaus Gase freigesetzt. Bei der Berechnung der Lebenszyklusanalysen wird ersichtlich, dass die grössten Emissionen bei

  1. der Herstellung der Futtermittel,
  2. der Umnutzung der Landflächen (Waldrodungen),
  3. der Methan und Lachgase, die bei der Verdauung im Tiermagen entstehen,

anfallen. Auch bei anderen tierische Produkten wie Milch, Joghurt und Butter werden hohe CO2äq-Emissionen festgestellt.

Unsere Meere sind CO2-Senken

Bei Fisch sehen die Zahlen auch nicht vielversprechender aus: Die Herstellung von 200 g Thunfisch erzeugt 854 g CO2äq. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass die industrielle Fischerei einen grösseren CO2äq-Ausstoss verursacht, als der gesamte weltweite Luftverkehr. Es wurden die Umweltauswirkungen der Grundschleppnetzfischerei berechnet, bei der ein Fischernetz über den Meeresboden gezogen wird. Die Forschenden haben aufgezeigt, dass durch die Zerstörung dieser Meeresgründe, die als sehr effektive CO2-Senken gelten, das gespeicherte CO2 wieder ins Wasser abgeben, und dass diese Art von Fischerei auch die Fähigkeit des Ozeans beeinträchtigt, atmosphärischen Kohlenstoff zu absorbieren.

Dadurch wird eines unserer besten Mittel im Kampf gegen den Klimawandel abgeschwächt. Alles zusammen kommen über eine Gigatonne CO2 dadurch frei. Im Vergleich: Eine Gigatonne sind 1/50 von unserem kompletten weltweiten CO2 Ausstoss. Das Ziel für acht Milliarden Menschen sind acht Gigatonnen (also eine Tonne pro Person und Jahr).

Butternuss als Spitzenreiter

Ohne schlechtes Gewissen kann man praktisch alle unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmittel geniessen. Butternusskürbis ist mit gerade mal 28 g CO2eq per 200 g ein wahrer Spitzenreiter. Der Lebensweg eines Gemüse fängt auf dem Feld an, geht über die Ernte und Verarbeitung des Gemüse bis zum Transport und Verpackung. Die grössten Emissionen entstehen bei bei der Umnutzung der Landfläche und aus Prozessen des landwirtschaftlichen Betriebes. Weiter gilt bei pflanzlichen Produkten es vor allem zu beachten, dass die Lebensmittel nicht per Flugzeug importiert wurden und möglichst saisonal gekauft werden.

Der Transport mit dem Flugzeug kann die CO2-Bilanz um ein Vielfaches erhöhen, während der Schiffstransport sehr effizient ist und auch der Landtransport meist einen kleinen Anteil der Bilanz ausmacht. Oftmals ist es besser ein Lebensmittel zu importieren als es im Gewächshaus im Inland herzustellen, so lang er aus eine Umweltfreundliche oder sogar Bio Produktion kommt. Auch bei pflanzlichen Fertigprodukten, die mit ein paar Ausnahmen alle einen überdurchschnittlich guten CO2-Score haben, kann man sich an diese Regeln halten.

Alles was wir Essen können (all you can eat)

Zum Glück muss ich mir nicht die CO2-Werte von jedem Lebensmittel merken, so wie sich manche Leute die Kalorienanzahl. Da gibt es eine einfachere Lösung. Auf dem CO2-Poster der Projektpartner um die Aktion «All You Can Eat for Climate» sind die gebräuchlichsten Grundnahrungsmittel übersichtlich anhand ihres CO2-Fussabdrucks in vier Kategorien eingeteilt.

Konsumieren wir die Lebensmittel im grünen Bereich, haben wir einen Fussabdruck, der um 50 Prozent besser ist als der Durchschnitt und können die Klimaziele von 2050 einhalten. Im gelben Bereich essen wir besser, im orangen Bereich schlechter als der Durchschnitt. Lebensmittel im roten Bereich sind 200 Prozent schlechter als eine durchschnittliche Ernährung. Der Unterschied zwischen der Bilanzen im grünen und roten Bereich sind exponentiell grösser und werden entlang der Skala überproportional schlechter fürs Klima.

Das Poster ist zur Zeit vergriffen. Die Neuauflage ist für Mai geplant. Wir werden über Newsletter und Social Media informieren.