Kraken bevölkern die Erde seit Jahrmillionen und gehören zweifellos zu den faszinierendsten uns bekannten Lebewesen. Je mehr wir über sie erfahren, desto mehr geraten wir ins Staunen. Blaues Blut, drei Herzen, Gehirn in den Armen – tauche ab in die Welt der Kraken und erfahre, welche 10 Fakten du über sie wissen musst.

Kalmar, Tintenfisch und Oktopus – wo ist da der Unterschied? „Tintenfisch“ heissen sie alle, aber nur der Oktopus hat acht Arme. Krake ist dabei ein Synonym für Oktopus. Kalmare hingegen haben zehn Arme und zwei davon sind auffällig lang. Eigentlich ganz einfach, oder?

1. Sie benutzen Werkzeuge

Wie Schimpansen, Delfine und Krähen gehören Kraken zu den besonders intelligenten Tieren, die beim Gebrauch von Werkzeugen beobachtet wurden. Im Jahr 2009 berichteten Wissenschaftler:innen, dass sie beobachtet haben, wie Kraken weggeworfene Kokosnussschalen aufheben und diese als mobile Behausung benutzen.

2. Sie sind klug

Biolog:innen des Aquariums von Seattle haben die Kraft und die Intelligenz eines Tintenfisches namens Billye mit einer Herausforderung zum Öffnen von Flaschen auf die Probe gestellt. Der schlaue Kopffüsser konnte den Deckel in fünf Minuten öffnen und sich seinen Snack holen. Vielleicht ist das nicht überraschend für ein Wesen, das dafür bekannt ist, Muschelschalen und andere hartnäckige Weichtiere ohne ein Messer zu öffnen.

3. Sie haben die grössten Augen im Tierreich

Wir machen ja oft Menschen Komplimente, die grosse Augen haben, stimmt’s? Aber stell dir mal vor, du hättest Augen von der Grösse einer Wassermelone! Die Augen des Koloss-Kalmars sind ungefähr so gross wie ein Basketball. Sie haben einen Durchmesser von bis zu 27 Zentimeter und sind die grössten im Tierreich bekannten Augen. Damit können Koloss-Kalmare auch noch in Meerestiefen von über 1’000 Metern auf Beutejagd gehen.

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4. Sie sind Meister der Tarnung

Kraken haben im Laufe von Millionen von Jahren eine Reihe von Tricks entwickelt, um Angreifern auszuweichen oder sie abzuwehren. Sie passen sich den Farben und sogar der Struktur ihrer Umgebung an, sodass sie sich im Verborgenen halten können. Wenn ein Raubtier ihnen zu nahe kommt, können Kraken schnell entkommen, indem sie Wasser aus einem muskulösen Schlauch, dem Siphon, ausstossen. Kraken können auch eine Wolke aus schwarzer Tinte abgeben, die sie unsichtbar macht und den Geruchssinn eines Angreifers irritiert.

5. Sie sind neugierig

Anekdoten aus Aquarien und Biologielabors legen nahe, dass Kraken sehr neugierig sind und Stimulation brauchen. Sie können sogar etwas tun, was Menschen als «Spiel» bezeichnen würden. Ein Wissenschaftler, der in «Octopus!» zitiert wird, erzählt von einem Exemplar, das eine Plastikflasche immer und immer wieder gegen einen Wasserstrahl stiess, der in sein Becken floss – fast so, als würde es einen Ball unter Wasser prellen.

6. Sie leben seit Millionen von Jahren auf der Erde

Das älteste bekannte Krakenfossil gehört zu einem Tier, das vor etwa 296 Millionen Jahren im Karbon lebte. Dieses Exemplar einer Art namens Pohlsepia ist im Field Museum in Chicago ausgestellt. Es wird als «abgeflachten Kuhfladen» oder «kugelförmigen Klumpen» beschrieben, aber bei näherer Betrachtung erkennt man die verräterischen acht Arme und zwei Augen. Die Forscher:innen sind sich nicht sicher, aber möglicherweise befindet sich dort auch ein Tintensack. Mit anderen Worten: Lange bevor das Leben an Land über mickrige Reptilien aus der Zeit vor den Dinosauriern hinausging, hatten Kraken bereits ihre Form für die kommenden Millionen von Jahren festgelegt.

7. Sie haben drei Herzen

Zwei der Herzen arbeiten ausschliesslich, um das Blut über die Kiemen des Tieres zu befördern, während das dritte den Kreislauf für die Organe aufrechterhält. Das Organherz hört auf zu schlagen, wenn der Krake schwimmt, was erklärt, warum die Tiere lieber kriechen als schwimmen, was sie erschöpft.

8. Sie tragen ihr Gehirn in den Armen

Die Arme des Kraken sind mit Hunderten von Saugnäpfen versehen, von denen jeder einzelne dank eines komplexen Bündels von Neuronen, das als Gehirn fungiert, unabhängig bewegt werden kann, sodass das Tier Objekte berühren, riechen und manipulieren kann. Kraken können Muschelschalen öffnen, mit Steinen hantieren und sogar die Filtersysteme eines Aquariums demontieren. Sie können auch eine Meinung über Menschen entwickeln; ein Exemplar spritzte routinemässig Wasser auf den Rücken eines Pflegers, den es nicht zu mögen schien. Ein anderes schoss einen Wasserstrahl auf eine Lampe, um einen Aufruhr zu verursachen.

9. Sie verteidigen sich mit Tinte

Tintenfischtinte versteckt das Tier nicht nur. Die Tinte schadet den Feinden auch physisch. Sie enthält eine Verbindung namens Tyrosinase, die beim Menschen hilft, die Produktion des natürlichen Pigments Melanin zu kontrollieren. Wenn sie jedoch in die Augen eines Raubtiers gesprüht wird, kann Tyrosinase eine starke Reizung verursachen und den Geruchs- und Geschmackssinn verstümmeln. Das Abwehrmittel ist sogar so stark, dass Tintenfische, die ihrer eigenen Tintenwolke nicht entkommen, sterben können.

10. Sie haben blaues Blut

Um in der Tiefsee zu überleben, haben Kraken  Blut auf Kupfer- statt auf Eisenbasis entwickelt. Das Hämocyanin ist dafür verantwortlich, dass das Blut blau gefärbt ist. Diese Kupferbasis ist effizienter beim Sauerstofftransport als Hämoglobin, wenn die Wassertemperatur sehr niedrig ist und nicht viel Sauerstoff vorhanden ist. Dieses System führt aber auch dazu, dass sie extrem empfindlich auf Veränderungen des Säuregehalts reagieren. Sinkt der pH-Wert des umgebenden Wassers zu stark ab, können Kraken nicht mehr genügend Sauerstoff transportieren. Daher machen sich die Forscher Sorgen darüber, was mit den Tieren infolge der durch den Klimawandel verursachten Versauerung der Ozeane geschehen wird.