103 Klimaaktivist:innen sind gestern in Genf nach friedlichem Protest gegen die grösste Verkaufsveranstaltung der Privatjet-Industrie in Europa vorläufig festgenommen worden. Greenpeace und andere Organisationen fordern ihre sofortige Freilassung.

Gestern hat die Genfer Polizei 103 Klimaaktivist:innen vorläufig festgenommen. Nach über 20 Stunden sind sie immer noch in Haft. Die Klimaaktivist:innen stammen aus 17 Ländern. Sie hatten friedlich gegen Europas grösste Verkaufsmesse für Privatjets demonstriert. Die European Business Aviation Convention & Exhibition (EBACE) findet jedes Jahr statt. Die Aktivist:innen unterstützen Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und andere Klimagerechtigkeits-Gruppen in deren Arbeit gegen die Klimakrise.

Die Aktivist:innen berichten vom Einsatz von Pfefferspray und von Verletzungen nach dem Polizeieinsatz. Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion, Scientist Rebellion zeigen sich höchst besorgt über die Berichte von exzessivem Gewalteinsatz gegenüber den friedvollen Aktivist:innen. Sie fordern eine sofortige Freilassung aller Betroffenen. 

Klara Maria Schenk, Verkehrsexpertin bei Greenpeace, sagt: «Eine einzigartige, europäische Koalition von mutigen Aktivist:innen aus 17 Ländern hat die exzessive Champagnerparty einer superreichen Elite – Europas grösste Verkaufsveranstaltung für Privatjets – empfindlich gestört. Ihre Forderung ist unmissverständlich, Privatfliegerei gehört in die Geschichtsbücher verbannt. Wir unterstützen die Aktivist:innen und fordern ihre sofortige Freilassung.» 

Mira Kapfinger vom Netzwerk Stay Grounded sagt: «EBACE ist eine der grössten Privatjet-Messen der Welt – einer Welt, die auf den Klimakollaps zusteuert. Der Protest gegen diesen Anlass war absolut legitim. Während die Superreichen hier weiter dreckige Privatjets kaufen, leiden andere unter Hitzewellen und Überschwemmungen.»

Cordula Markert von Scientist Rebellion sagt: «In Anbetracht der aktuellen Klimakatastrophe ist es absolut unverantwortlich weiterhin friedliche und gewaltfreie Klima-Protestierende zu kriminalisieren, statt diejenigen, die unverhältnismässig zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen beitragen. Wir müssen uns als Gesellschaft veralteter, nicht nachhaltiger und ungerechter Lebensweisen entledigen. Es ist höchste Zeit für die Politik, aktiv zu werden, ihre Versprechungen in Taten umzusetzen und Privatjets zu verbieten.»

Die Aktivist:innen hatten kurz nach Eröffnung der EBACE das Ausstellungsgelände der Messe am Flughafen Genf betreten. Dort sind rund 50 Luxus-Privatflugzeuge ausgestellt. Einige der Aktivist:innen ketteten sich vor die Eingänge der ausgestellten Privatjets. Auf Bannern im Stil von Gesundheitswarnungen auf Zigarettenschachteln forderten sie ein Verbot von Privatjets. 

Entgegen missverständlicher Medienberichterstattung haben die Aktivist:innen keine Rollfelder oder Start- und Landebahnen des Flughafens betreten. Eine Sprecherin der Schweizer Flugüberwachungsfirma Skyguide bestätigte gegenüber Aviation International News, dass die Protestierenden die Start- und Landebahn nicht betreten haben.

Die Aktivist:innen machten klar, dass sie den kommerziellen Flugverkehr am Flughafen Genf nicht stören wollten. Sie haben die Flughafenbehörden (Flugsicherung und Polizei) unmittelbar bei Beginn der friedlichen Aktion entsprechend informiert. Sie standen in ständigem Kontakt mit den Flughafenbehörden, um jede gefährliche Situation oder Fehlinterpretation des Ausmasses und des Zwecks Aktion zu vermeiden. Trotzdem entschloss sich der Flughafen den Betrieb zeitweise einzustellen.

Mehr Informationen der Klimabewegung zur privaten Luftfahrt (in Englisch): https://stay-grounded.org/wp-content/uploads/2023/05/Private_Aviation_May_2023.pdf

UPDATE: Klimaaktivist:innen wieder frei

Nach über 24 Stunden wurden die 103 Klimaaktivist:innen in Genf aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Sie waren nach friedlichem Protest gegen Privatjets auf der EBACE festgenommen worden. EBACE ist Europas grösste Verkaufsmesse für Privatjets.

Die Aktivist:innen aus 17 Ländern unterstützen Greenpeace, Stay Grounded, Scientist Rebellion und Extinction Rebellion. Sie hatten sich an Luxus-Privatjets gekettet, die auf der EBACE ausgestellt waren, um gegen deren skandalöse Klimaauswirkungen zu protestieren.

Die Aktivist:innen berichteten, sie hätten beim Polizeieinsatz die Anwendung von Pfefferspray erlebt und Verletzungen festgestellt. Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion und Scientist Rebellion bekräftigen ihre volle Unterstützung für die friedlichen Aktivist:innen. Sie halten an ihrer Forderung nach einem überfälligen Verbot von Privatjets fest.