Schweizer Pensionskassen begünstigen mit ihren Investitionen die Zerstörung der Regenwälder. Greenpeace-Aktivist:innen informieren heute vor der Post am Bahnhofplatz in Luzern Passant:innen über diese Tatsache und suchen das Gespräch mit Mitarbeitenden der Schweizerischen Post. Denn deren Pensionskasse steht exemplarisch für den mangelnden Klimaschutz der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen. Die Greenpeace-Aktivist:innen, die am Wochenende bereits in Bern unterwegs waren, rufen die Post-Mitarbeitenden und die Passant:innen auf, sich bei ihren Pensionskassen zu melden und mehr Nachhaltigkeit zu fordern. Die Umweltorganisation hat dafür das Online-Tool «PensionWatch» lanciert. 

Aktuell sind Schweizer Pensionskassen mit über 60 Milliarden Franken an Unternehmen beteiligt, die für die Abholzung von tropischen Wäldern besonders verantwortlich sind. Das zeigt ein Bericht von Greenpeace Schweiz. Die Untersuchung hat weiter ergeben, dass die Vorsorgeeinrichtungen ihre Rechte als Aktionärinnen (Engagement und Voting) kaum nutzen, um Druck auf die fehlbaren Unternehmen auszuüben und die Waldvernichtung zu stoppen. 

Die Pensionskasse Post, welche die berufliche Vorsorge für die Arbeitnehmenden der Schweizerischen Post AG übernimmt und rund 17,5 Milliarden Franken verwaltet, ist gemäss Hochrechnung von Greenpeace Schweiz mit mehr als einer halben Milliarde Franken in Unternehmen mit hohem Abholzungsrisiko investiert. Die Pensionskasse betreibt zwar Engagement und Voting, beschränkt sich aber auf wenige Unternehmen und achtet nicht spezifisch auf den Schutz der Wälder und der biologischen Vielfalt. Kommt hinzu: Die Pensionskasse Post verfolgt keine systematische Dekarbonisierung ihres Anlageportfolios. Angesichts ihres hohen Anlagevolumens wäre es angezeigt, dass sie diesbezüglich als gutes Beispiel vorangeht. 

Greenpeace lanciert Online-Tool «PensionWatch» 

Dies ist für Greenpeace-Aktivist:innen Grund genug, heute Mittwoch ihren Informationsstand in Form eines Wohnzimmers mit durchbrochener Wand für einen Blick in den abgeholzten Regenwald vor der Postfiliale beim Bahnhofplatz in Luzern aufzustellen. Zwei Aktivist:innen tragen Kostüme von Regenwaldtieren. Ziel ist es, möglichst viele Mitarbeitende der Post und Passant:innen ansprechen und überzeugen zu können, ihrer Pensionskasse einen Brief oder eine Mail zu schreiben – mit konkreten Fragen und Forderungen zu deren Nachhaltigkeit. Dafür stellt Greenpeace Schweiz den Versicherten das neu lancierte Online-Tool «PensionWatch» zur Verfügung. Mit ein paar Klicks kann von der eigenen Pensionskasse Rechenschaft über deren Nachhaltigkeit verlangt werden. «PensionWatch» orientiert sich an den Empfehlungen für eine nachhaltige Verwaltung von Vorsorgegeldern von Greenpeace Schweiz. Seit Samstag haben schon mehrere Hundert Versicherte mit «PensionWatch» ihrer Pensionskasse geschrieben.

«Wälder sind unsere allerwichtigste Vorsorge. Das haben viele Pensionskassen aber noch nicht begriffen», sagt Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. Tropische Wälder sind nicht nur Lebensraum von unzähligen Tieren und Heimat von indigenen Völkern, sie sind eine Lebensversicherung für alle: Wälder haben eine immens wichtige Funktion für die Biodiversität. Als gigantische Kohlenstoffspeicher spielen sie zudem eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimaerhitzung. «Zum Wohlstand im Alter gehören nicht nur sichere Renten, sondern auch eine sichere Zukunft: ein stabiles Klima und funktionierende Ökosysteme mit einer reichen biologischen Vielfalt – für uns, aber auch für die künftigen Generationen. Diesen Wohlstand gibt es nur mit intakten Regenwäldern», sagt Peter Haberstich. 

Greenpeace Schweiz fordert alle Pensionskassen auf, ab Mitte 2023 eine Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen, die dazu beiträgt, die Pariser Klimaziele und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt zu erreichen, für letzteres sind bis 2030 mehr als 30 Prozent aller Landflächen und Meere zu schützen. Die Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft muss zudem sozialverträglich verlaufen. 

Aktionswoche für klimafreundliche Pensionskassen

Morgen sind die Greenpeace-Aktivist:innen in Fribourg unterwegs. Die Aktionswoche für klimafreundliche Pensionskassen hat am vergangenen Samstag mit einer artistischen Kundgebung in Bern gestartet. Greenpeace-Aktivist:innen und Tänzer:innen der Company Öff Öff Aerial Dance vollführten an der Fassade des Kulturzentrums Progr ein Spektakel an Seilen. Rund 550 Zuschauer:innen haben die Vorstellungen miterlebt. 


Bilder

Bilder der Aktion der Greenpeace-Aktivist:innen in Luzern sind auf der Mediendatenbank von Greenpeace zu finden.

Mehr Informationen

Kontakte 

  • Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz, +41 76 337 44 49, [email protected]   
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]