«Als Künstler hoffe ich, dass meine Arbeiten ­Menschen ­­be­rühren. Kunst hat die ­Fähigkeit, ­unsere Wahrnehmungen und Sichtweisen auf die Welt zu verändern. Mit ­meinen ­Projekten möchte ich zum gemeinsamen ­Engagement ­an­regen.» – Olafur Eliasson

Für die Klimakonferenz COP21 in Paris lässt der dänische Künstler Olafur Eliasson 2016 zwölf Eisblöcke auf der Place du Panthéon aufstellen. 80 Tonnen Eis werden aus einem grönländischen Fjord nach Paris transportiert. Mit seiner Gletschereis-Installation will der Künstler auf den Klimawandel und das Schwinden der Gletscher aufmerksam machen. Er hat die Eisklötze kreisförmig ausgerichtet, sodass sie von oben betrachtet an das Zifferblatt einer Uhr erinnern. Entsprechend zweideutig ist der Titel der Installation: «Ice Watch» kann mit «Eisuhr», aber auch mit «Eiswache» übersetzt werden.

Das Gletschereis wurde von Tauchern und Hafenarbeitern der Royal Arctic Line aus dem Meer gefischt, in sechs Kühlcontainern von ­Nuuk in Grönland nach Aalborg in Dänemark verschifft und danach per LKW nach Paris transportiert. Der CO2-Fussabdruck für den Transport beträgt 30 Tonnen CO2.

Der Künstler Ai Weiwei

Ai Weiwei, Chinas bekanntester Künstler, sorgt 2009 mit seiner Installation «Remembering» international für Aufsehen. «So Sorry», der Titel der Ausstellung im Haus der Kunst in München, steht im Zeichen eines schweren Erdbebens in der Region Sichuan 2008 in China. Beim Erd­beben sterben rund 80 000 Menschen, darunter mehrere tausend Kinder, die unter den Trümmern ihrer eingestürzten Schulen begraben werden. Ai Weiwei beschuldigt die Regierung und beklagt bauliche Pfuscherei. Er fordert von der Regierung ein Eingeständnis wegen Vernachlässigung erdbebensicherer Bauten und verlangt eine Entschuldigung.

«So Sorry» lautet auch die weltweit immer wieder gebrauchte zynische Kommentarfloskel zu schwerwiegenden Ereignissen, die dann ohne weitere Konsequenzen bleiben. «Remembering» von Ai Weiwei ist hundert Meter lang, zehn Meter hoch und besteht aus 9000 in Reih und Glied angeordneten Kinderrucksäcken, die in chinesischen Zeichen den Spruch bilden: «Sie lebten 7 Jahre glücklich auf dieser Welt.» Das sagte eine Mutter, die ihre Tochter beim Erdbeben verloren hatte. Der Schriftzug in bunten, lebhaften Farben wie Blau, Rot, Gelb und Grün spiegelt gemäss Ai Weiwei die Psyche der Kinder und zeigt ihre Lebensfreude und ihre Unschuld.

Mit seiner Kunst hinterfragt Ai Weiwei immer wieder politische Machenschaften und gilt in einer Gesellschaft, in der Menschenrechte nicht so wichtig sind, als «Menschenrechtler» und Dissident. Bei einem Polizeieinsatz wird er während seiner Recherchen zum Erdbeben in Sichuan am Kopf verletzt. Anfang August 2009 erleidet er deswegen eine Hirnblutung und wird später in Deutschland operiert. Wegen regierungskritischer Äusserungen im Rahmen der Proteste in China 2011 wird er mehrere Monate inhaftiert und hat bis 2015 Ausreiseverbot. Er ist regelmässig Repressalien der chinesischen Behörden und der Polizei ausgesetzt.

In einem Interview der «Frankfurter Rundschau» vom 10. Mai 2009 fragte Ai Weiwei der Jour­nalist Bernhard Bartsch: «Sehen Sie sich eher als Künstler oder als politischen Aktivisten?»

Ai Weiwei antwortete: «Als Künstler sind politische und soziale Anliegen Teil meiner Arbeit. Wenn meine Werke relevant sein sollen, müssen sie sich mit den wichtigen Themen unserer Gesellschaft befassen. Denn letztlich lassen sich die Kunst und das Leben nicht voneinander trennen.»

Eine vielversprechende Kombination

In Ai Weiwei & Olafur Eliassons Denken und Arbeiten finden sich verschiedene verbindende Elemente. Im Internet-Projekt «Moon» spannen sie zusammen – ein beschreibendes Video sowie die Projektwebseite illustrieren schön, was für ein grosses Potential die Zusammenarbeit dieses Duos hat.

Der chinesischer Künstler und Aktivist Ai Weiwei (1957) kann mit einer facettenreichen Palette ­kreativer Arbeiten auftrumpfen. Er produziert skulpturale Installationen, arbeitet an Architekturprojekten und beschäftigt sich u.a. auch mit der Fotografie und Videos.

Olafur Eliasson (1967 in Kopenhagen) lebt in Berlin und Kopenhagen und beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur. Seine Arbeit umfasst Fotografie, Film, Skulpturen, Installationen und Architektur. Wichtigste Ausstellungen sind das «Weather Project» in der Tate Modern in London 2003, die «New York City Waterfalls» im Auftrag des Public Art Fund in New York 2008 und «Inside the Horizon» im Museum der Fondation Louis Vuitton in Paris 2014. Im 1995 gegründeten Berliner Atelier von Eliasson arbeiten heute rund 90 Handwerker, Architektinnen und Kunsthistoriker.