Heute, am 7. Juli 2025, wurde die neue Gesamtenergiestatistik 2024 veröffentlicht – und sie enthält eine Sensation: Zum ersten Mal stammt mehr als 10 Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms aus Sonnenenergie. Was wie eine nüchterne Zahl daherkommt, ist in Wahrheit ein Wendepunkt für die Schweizer Energiezukunft – und ein deutliches Zeichen: Die Energiewende ist machbar.

Was heute fast selbstverständlich klingt, war vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar. 2010 machten sich führende Köpfe der grossen Energieunternehmen über die Solarenergie noch lustig. Wie die Folie von Atel (heute Alpiq) vom Jahr 2010 zeigt:

Quelle: «100 Prozent erneuerbar, Rudolf Rechsteiner, 2012»

Diese Prognosen sahen die Zukunft von Erneuerbaren lediglich im Nachkommabereich und dienten einem Zweck: Sie sollten politische und wirtschaftliche Investitionen in dezentrale Energiequellen wie Photovoltaik kleinhalten – und gleichzeitig den Weg für neue Atomkraftwerke freihalten.

Heute wissen wir: Die grossen Energiekonzerne lagen völlig falsch. Nicht nur hat sich die Solartechnologie rasant entwickelt, auch die Gesellschaft hat sich gewandelt. Bürger:innen, Gemeinden, Genossenschaften und Pionier:innen in allen Landesteilen haben Solaranlagen gebaut – oft ohne Förderung, aber mit umso mehr Überzeugung.

Dass wir heute über 10% Solarstrom erreichen, ist nicht der Verdienst der grossen Energiekonzerne – es ist ein Erfolg der Zivilgesellschaft.

Dieser Meilenstein ist ein Beweis dafür, dass dezentrale, erneuerbare Energien aus unserer Heimat keine Illusion sind, sondern Realität. Und: dass der systematische Ausbau von Solarenergie auch ohne neue Grossprojekte, Hochrisikotechnologien oder jahrzehntelange Planung möglich ist – wenn man es will.

Doch der heutige Erfolg darf nicht zu Selbstzufriedenheit führen. Denn während wir feiern, dass die Sonne jetzt über 10% unseres Stroms liefert, wird im Hintergrund bereits das nächste Narrativ aufgebaut: Die gleichen Kräfte, die Solarenergie einst als unbedeutend abtaten, sprechen nun wieder von der «Notwendigkeit neuer Atomkraftwerke». Dabei negieren sie nicht nur die weiterhin existierenden Risiken der Atomkraft, sondern ignorieren, was die letzten 15 Jahre eindrücklich gezeigt haben: Die Energiewende gelingt nicht mit zentralisierten Grossprojekten, sondern durch breiten, dezentralen Ausbau erneuerbarer Energien – vor allem von Solar- und Windkraft.

Ein neues Atomkraftwerk würde frühestens im Jahr 2050 Strom liefern, wie der neueste Grundlagenbericht der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) zeigt. Zudem bedeutet ein AKW-Neubau gigantische Kosten, unkalkulierbare Risiken und würde erneut wertvolle Zeit und Ressourcen binden. Zeit, die wir nicht haben – Ressourcen, die für die Energiewende dringend gebraucht werden.

Die Lehre aus 10% Solarstrom lautet: Vertraut nicht den leeren Versprechen der Atombefürworter – vertraut auf das, was sich bewährt hat. Keine neuen AKW-Diskussionen. Stattdessen den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen, in Energieeffizienzmassnahmen investieren, Speicher bauen und Netze stabilisieren.

Die Energiezukunft der Schweiz ist sonnig – wenn wir sie weiterhin gemeinsam ausbauen.