Inmitten der politischen Debatte über eine mögliche Rückkehr zur Atomkraft in der Schweiz hat die Energiekommission der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) einen Bericht vorgelegt. Ziel des Berichts ist es, eine sachliche und faktenbasierte Grundlage für die Einschätzung der zukünftigen Rolle der Atomenergie in der Schweiz zu schaffen. Die Schlussfolgerungen zeigen: Eine Wiederbelebung der Atomkraft käme zu spät, wäre zu teuer und würde den Ausbau erneuerbarer Energien behindern.
Die sechs Hauptpunkte des Berichts:
1. Langsamkeit
Der Kampf gegen die Klimaerwärmung erfordert schnelle Lösungen zur Dekarbonisierung. Laut SCNAT könnte ein neuer Reaktor frühestens 2050 in Betrieb gehen – viel zu spät für den Klimaschutz.
2. Wirtschaftlichkeit
Der Bau neuer Reaktoren ist extrem kostspielig und erfordert massive öffentliche Subventionen. Da der Energiemarkt zunehmend von erneuerbaren Energien dominiert wird, kann ein Atomkraftwerk, das nur bei Volllast konkurrenzfähig ist, kaum wirtschaftlich betrieben werden.
3. Unflexibilität
AKW sind ungeeignet, kurzfristige Schwankungen auszugleichen, wie sie bei Solar- und Windenergie auftreten. Saisonale Defizite lassen sich laut der Studie besser mit anderen Energieformen ausgleichen – ohne neue Reaktoren oder eine jahrzehntelange Laufzeitverlängerung.
4. Kontraproduktive Konkurrenz
Atomkraft konkurriert direkt mit anderen Speicher- und Produktionsformen. Photovoltaik, Windkraft und Laufwasserkraftwerke haben fast keine Grenzkosten – das macht sie zur stärksten Konkurrenz.
5. Keine technologische Revolution in Sicht
Ein neuer Reaktor wäre mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Modell der 3. Generation – also ähnlich wie bereits existierende und mit denselben Risiken: schwere Unfälle und hochradioaktiver Abfall. Technologien der 4. Generation oder kleine modulare Reaktoren (SMRs) sind laut Expert:innen noch lange nicht reif für einen kommerziellen Einsatz.
6. Auswirkungen des Klimawandels
Steigende Temperaturen gefährden den zuverlässigen Betrieb von Atomkraftwerken. Hitzewellen und Trockenperioden erschweren die Kühlung und verursachen kostspielige Unterbrechungen. Diese dürften künftig häufiger und länger auftreten – was die Wirtschaftlichkeit weiter schmälert.