Greenpeace-Aktivist:innen protestieren mitten im Pazifik gegen den Tiefseebergbau. Der Protest richtet sich gegen das kanadische Unternehmen The Metals Company. Das Unternehmen hat ein Schiff gechartert und sammelt Daten für den Tiefseebergbau.

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Tiefseebergbau-Unternehmen verklagt Greenpeace

Das Tiefseebergbauunternehmen NORI, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von The Metals Company, zieht Greenpeace International vor Gericht. NORI verlangt das sofortige Ende der friedlichen Greenpeace-Aktion auf hoher See und fordert den Richter auf, eine Geldstrafe von bis zu 10 Millionen Euro festzusetzen, falls Greenpeace den Protest fortsetzt.

In der Klageschrift heisst es, die Greenpeace-Aktionen kosteten das Unternehmen «fast eine Million Euro pro Tag» und verzögerten «das gesamte Projekt».

Eine Anhörung vor einem niederländischen Gericht war für den 28. November angesetzt. Sie wurde verschoben und soll nun am 30. November stattfinden. Greenpeace International hat seinen Sitz in den Niederlanden.

«Zwei Kanus, zwei kleine Boote und fünf Kletter:innen erschüttern diese Möchtegern-Rohstoffindustrie in ihren Grundfesten. Diese Industrie weiss, dass die Zeichen auf Sturm stehen und dass wir nicht schweigen werden», sagt Louisa Casson, Leiterin von Greenpeace International für die Kampagne Stop Deep Sea Mining. Casson ist selbst vor Ort an Bord der Arctic Sunrise.

Mitten im Pazifik, über tausend Kilometer vor der Küste Mexikos entfernt, klettern zwei Greenpeace-Aktivisten auf die MV Coco und besetzen den Kran des Schiffes. Drei weitere Aktivist:innen begleiten sie. Sie verlangen, dass das kanadische Tiefseebergbau-Unternehmen The Metals Company (TMC) den Plan aufgibt, in einem der letzten unberührten Ökosystem der Welt mit dem kommerziellen Tiefseebergbau zu beginnen.

Die Greenpeace-Aktivist:innen waren von der Arctic Sunrise losgefahren. Das Greenpeace-Schiff hatte die MV Coco seit Tagen begleitet. TMC hat die MV Coco gechartert, um Daten für den Start des industriellen Tiefseebergbaus zu sammeln.

Weitermachen, trotz drohender Klage

TMC braucht diese Informationen für die Internationale Meeresbodenbehörde (International Seabed Authority, ISA). Die Uno-Behöre ist zuständig für die Vergabe von Abbau-Lizenzen. Das Ziel von TMC: Möglichst bald mit dem Abbau von Manganknollen zu beginnen. Die Knollen enthalten neben Mangan auch Kobalt und Nickel, zwei Metalle, die für den Bau von Batterien gebraucht werden.

TMC reagierte auf den Greenpeace-Protest auf hoher See mit der Androhung einer Klage. Doch die Aktivist:innen machen weiter.

Sofia Castellanos ist eine der Aktivist:innen vor Ort. Sie sagt: «In Mexiko haben wir Jahre damit verbracht, unzählige Ölverschmutzungen an unseren Küsten zu beseitigen. Ich kann nicht zurückgehen und den Start der Ölindustrie verhindern. Aber ich bin hier, weil wir den Tiefseebergbau stoppen können, bevor er beginnt.»

Folgen für Tiefsee «nicht abschätzbar»

Für Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, ist es «unerträglich, dass TMC die Welt in eine neue zerstörerische Industrie drängt – mit nicht abschätzbaren Folgen für die kaum erforschte Artenvielfalt der Tiefsee».

TMC will den Tiefseebergbau vorantreiben – auch ohne internationale Regeln. Welch zerstörerische Folgen der Tiefseebergbau hat, zeigt unter anderem eine aktuelle Studie des deutschen Geomar Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel: Durch die riesigen Bagger aufgewirbelte Sedimentwolken bedrohen wichtige Tierarten in der Nahrungskette. 

Iris Menn: «The Metals Company ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse und sieht einzig den neuen vermeintlichen Goldrausch – ohne Rücksicht auf Natur und Mensch. Greenpeace ist vor Ort, um das einzigartige Ökosystem Tiefsee zu schützen.»

Geldgeber auch aus der Schweiz

Der internationale Widerstand gegen den Tiefseebergbau wächst: Diese Woche hat sich Mexiko für ein Moratorium ausgesprochen und folgt damit Grossbritannien und 22 anderen Staaten, inklusive der Schweiz. Die ISA wird im Sommer 2024 über ein Moratorium für den Tiefseebergbau debattieren. 

Im März hatten Greenpeace-Aktivist:innen an einem internationalen Investor-Meeting in Zürich gegen den Tiefseebergbau protestiert. Am Treffen warb The Metals Company um weitere Geldgeber – auch aus der Schweiz. Die Firma Allseas mit Sitz im freiburgischen Châtel-Saint-Denis ist eine der Hauptaktionärinnen von TMC.

Wichtige Momente des Protests

Keine Industrie ist es wert, das Leben in der Tiefsee zu zerstören

Es ist Greenwashing zu behaupten, die Industrie brauche Metalle aus der Tiefsee

Der Protest auf hoher See dauert schon über 100 Stunden