Was wir gerade mit der Corona-Krise erleben, hat in der offensichtlichen Ernsthaftigkeit auch hoffnungsvoll stimmende Elemente. Wir sehen, wie die Welt zusammenkommen kann, um gemeinsam gegen eine globale Bedrohung vorzugehen und um die Verletzlichen unter uns zu schützen. Dabei gibt es einige Parallelen zur Klimakrise, denn auch sie stellt zuerst eine Bedrohung für die ohnehin schon am stärksten gefährdeten Menschen dar und auch sie zeigt, wie wichtig und entscheidend frühzeitiges und vorsorgliches Handeln zur Abfederung der schlimmsten Folgen ist. Wir wagen uns darum an erste Gedanken zur Verbindung der beiden Krisen.

Covid-19 trifft uns alle in ungeahnten Dimensionen. Die Massnahmen dagegen zielen darauf ab, die Verletzlichen unter uns zu schützen und stellen unser Leben komplett auf den Kopf. Zu Recht. Die Rettung von Leben und die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastrukturen sind zentrale Aufgaben einer Gesellschaft und wir sollten alles daran setzen, dass die Systeme nicht wegen Überlastung zusammenbrechen. 

So hat sich auch die Arbeit bei Greenpeace völlig verändert: alle Anlässe sind abgesagt, geplante Aktivitäten unserer Freiwilligen ruhen und wo immer möglich bleiben wir zu Hause. Ja, zu Hause bleiben ist momentan wahrscheinlich das Wichtigste was wir tun können. 

Im Klimateam finden jetzt alle Sitzungen online statt, denn die Arbeit zur Lösung der Klimakrise sollte nicht ruhen. Die Klimawissenschaft (quasi die Epidemiologie des Klimas) ist sehr klar: Wir rutschen in eine nicht mehr einfach aufzuhaltende Krise, wenn es uns als Gesellschaft nicht gelingt, die schädlichen Emissionen in den nächsten Jahren entscheidend abzusenken und schliesslich auf netto Null zu stabilisieren.

Also lasst uns bitte Corona-Krise und Klimakrise zusammendenken: 

  1. Gerade aus Solidarität mit den Verletzlichsten und mit Blick auf die Zukunft sollten die angedachten Konjunkturmassnahmen gegen die  Corona-Wirtschaftskrise von Bund, Kantonen und Banken dafür genutzt werden, die Schweiz klimafreundlicher zu machen. Wir brauchen Pläne, wie wir die Sicherung der Existenzen aller Menschen von der Schädigung unseres Klimas entkoppeln können. Sonst wird die Klimakrise uns und unsere Nachfahren umso härter treffen, da ist die Klimawissenschaft eindeutig.
  2. Die Corona-Krise zeigt auch, dass vorsorgliches und rechtzeitiges Handeln wichtig ist. Sie erinnert uns daran, warum das Vorsorgeprinzip in unserer Verfassung verankert ist. Bei den Umweltkrisen dürfen wir ebensowenig zuwarten bis die Krise akut ist. Wir müssen darum so bald wie möglich vorsorglich handeln. 
  3. Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen bereit sind die Verletzlichen unter uns zu schützen. Vielleicht gelingt es uns auch die Zeit zu Hause für ein klimafreundlicheres und achtsameres Leben einzusetzen? Wie wäre es mit dem Versuch rein pflanzlich zu kochen? Oder sich im Balkon-Gardening oder in einer Kooperative für die solidarische Landwirtschaft mit Gemüseabos zu engagieren? Wir könnten auch lernen, Dinge wieder selber zu machen und zu reparieren – auch das macht uns fitter für weitere Krisen. Ebenso lernen wir vielleicht auch wieder vermehrt, was wirklich wichtig ist im Leben und finden so allgemein zu einem leichteren Leben mit weniger Konsum und Umweltbelastung. 
  4. Und last but not least: Die Corona-Krise zeigt auch, dass die Gesellschaft von den Handlungen einzelner und den lokalen Solidaritäts-Netzwerken lebt. Wenn ihr könnt, dann helft euren Nachbarn, besonders den Verletzlichen unter uns, damit sie sich nicht dem Risiko einer Ansteckung aussetzen müssen. Es gibt schon eine Reihe toller Aktionen dazu – so z.B. der Brief zum ausdrucken auf hilf-jetzt.ch oder solidarity-now.ch. Genau diese Netzwerke helfen Krisen zu überstehen! So z.B. wenn wieder eine Hitzewelle über uns rollt und ältere Menschen, chronisch Kranke oder Säuglinge akut gefährdet. Dann sollten wir zueinander schauen und einander daran erinnern, genügend Wasser zu trinken und verletzlichen Menschen helfen, damit sie nicht an die Hitze müssen. 

Während wir die Ressourcen der Regierung mobilisieren, um auf die Covid-19-Pandemie zu reagieren, sollten wir die laufenden Krisen und Ungerechtigkeiten, die das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen und die Lebensgrundlagen der Menschen bereits bedrohen, nicht vergessen. Wie die Fachzeitschrift The Lancet und die Weltgesundheitsorganisation feststellen, wird der Klimawandel massive gesundheitliche Folgen haben – auch auf die Übertragung von Infektionskrankheiten wird er sich auswirken. 

Ähnlich wie bei Covid-19 ist der Klimawandel ein Ungleichheitsmultiplikator, der die ohnehin schon am stärksten gefährdeten Menschen unverhältnismässig stark trifft. In diesen Krisenzeiten ist es darum entscheidend, dass öffentliche Gelder in die Stärkung der sozialen und ökologischen Systeme fliessen, auf die wir angewiesen sind. Vorausdenken, um die nächste Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu verhindern, bedeutet, jetzt weise zu handeln, um die bestehende Ungerechtigkeit und die Krise des Klimas und der biologischen Vielfalt zu bekämpfen.