Wir haben die Ernährungsrichtlinien der zehn grössten Schweizer Städte analysiert. Unsere Untersuchung zeigt: Obwohl tierische Produkte in der Schweiz weit überproportional für die ernährungsbedingten Umweltschäden verantwortlich sind, wird deren Einsatz in Betrieben wie Personalrestaurants, Schulen oder sozialen Einrichtungen kaum thematisiert. Wir fordern deshalb schweizweit Ernährungsrichtlinien, die Nachhaltigkeit, Gesundheit sowie Genuss unter einen Hut bringen.

«Was haben denn Städte mit der Ernährung zu tun?», kann man sich fragen. «Eine ganze Menge!», ist die Antwort. Jedes Jahr werden in der Schweiz etwa in Schulen, Spitälern oder Heimen rund 280 Millionen Mahlzeiten serviert. Ein wesentlicher Teil dieser Institutionen liegt in städtischer Verantwortung oder wird in deren Auftrag betrieben. Städte bestimmen also, welches Essern den Kindern in der Kita und am Mittagstisch serviert wird und wie der Menüplan in städtischen Personalrestaurants aussieht. Sie können zudem über Informationskampagnen die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren.

Diesen Einfluss gilt es weise zu nutzen, denn die Ernährung ist für die Nachhaltigkeit zentral: Knapp ein Drittel aller Umweltbelastungen, die durch den Konsum der Schweizer Bevölkerung entstehen, wird durch Nahrungsmittel verursacht. Nicht alle Lebensmittel fallen dabei gleich stark ins Gewicht: Es sind Fleisch und Milchprodukte, die den Löwenanteil der Umweltbelastung ausmachen.

Der Greenpeace-Check

Inwiefern gehen die Schweizer Städte bei der Beschaffung von Lebensmitteln mit gutem Vorbild voran? Wir wollten es genau wissen und haben deshalb die Ernährungsrichtlinien der zehn grössten Schweizer Städte untersucht. Greenpeace Schweiz hat dabei überprüft, welche Regeln für die Ernährung von Kindern in familienergänzenden Betreuungsstrukturen gelten, was die Städte im sonstigen Verwaltungsbereich sowie in der Öffentlichkeitsarbeit unternehmen, und wie konsequent tierische Produkte in den Richtlinien berücksichtigt werden.

Die Resultate zeigen: Da ist noch viel Luft nach oben. Fast alle Städte haben zwar Richtlinien für die Ernährung in familienergänzenden Betreuungseinrichtungen wie Kitas.  Dabei wird auch die Anzahl vegetarischer Tage pro Woche vorgeschrieben. Für die allermeisten sonstigen Bereiche, die in der Verantwortung der Städte liegen, fehlen jedoch ähnliche Vorgaben. In vielen Städten werden die Themen Regionalität sowie Saisonalität in den Richtlinien zudem stärker gewichtet als der Einsatz tierischer Produkte.

Und zuletzt fällt auf, wie unterschiedlich die untersuchten Städte das Thema der Ernährung angehen – von einer gemeinsamen Strategie oder gar einer Harmonisierung keine Spur.

Im Ranking der untersuchten Städte nimmt Bern dank der guten Richtlinien für die Kinderbetreuung einen Spitzenplatz ein, gefolgt von Lausanne, Zürich und Basel. Die weiteren untersuchten Städte haben zum Teil in Einzelbereichen durchaus gute Richtlinien, vermögen aber in der Gesamtbetrachtung keine Akzente zu setzen.

Was ist zu tun?

Greenpeace Schweiz fordert von den Schweizer Städten die Ausarbeitung ambitionierter Ernährungs- und Qualitätsrichtlinien sowie die rasche Einführung einer darauf beruhenden nachhaltigen Beschaffungspolitik. Wenn die Erhitzung des Klimas deutlich unter 2 und möglichst unter 1.5 Grad gehalten werden soll, wozu sich die Schweiz verpflichtet hat, muss der Reduktion tierischer Produkte besondere Bedeutung geschenkt werden.

Die Richtlinien und die Beschaffungspolitik sollen verbindlich sein für alle städtischen Personalrestaurants, Bildungsstätten, sozialen und medizinischen Einrichtungen und familienergänzenden Betreuungsangebote sowie für Institutionen und Organisationen, mit welchen die Städte eine Leistungsvereinbarung unterzeichnet haben.

Wichtig dabei ist, dass schrittweise vorgegangen wird und die Qualität und Diversität des vegetarischen Angebotes sichergestellt wird. Der Genuss und die Kulinarik des Angebots sowie eine gute Informationspolitik sind zentral, damit die KonsumentInnen das veränderte Angebot nachvollziehen und mittragen können.

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