Am Freitag, 17. April 2020, ruft die Organisation Via Campesina zur Mobilisierung am Internationalen Tag der Bauernkämpfe auf. Das Datum erinnert an ein schlimmes Ereignis: die Ermordung landloser Bauern in Brasilien durch die Polizei am 17. April 1996. Dieser Tag soll die Öffentlichkeit daran erinnern, dass die Mehrheit der Landwirte der Welt mit sehr schwierigen Lebensbedingungen zu kämpfen hat und in einigen Ländern sogar unter starker Unterdrückung leidet. Und doch sind sie es, die all die Lebensmittel produzieren, die wir täglich essen.

In der Schweiz werden die Lebensbedingungen von Landwirten mit kleinen bis mittleren Betrieben von Jahr zu Jahr schwieriger. Seit 1980 hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe halbiert. Das Ergebnis ist eine Konzentration von Land in grossen landwirtschaftlichen Betrieben, die einem intensiven Monokultur-Modell folgen, was der Umwelt und der Artenvielfalt schadet und sowohl Ernteverluste als auch Preisschwankungen auf den internationalen Märkten stärker zu spüren bekommt. Für eine widerstandsfähige Landwirtschaft, die in der Lage ist, unseren Nahrungsmittelbedarf zu decken, den Landwirten ein angemessenes Einkommen zu bieten und zum Schutz der biologischen Vielfalt beizutragen, muss ein Modell der ökologischen Landwirtschaft gefördert werden, das die Umwelt, das Tierwohl und die Lebensbedingungen der Landwirte berücksichtigt.

Andernorts sind die Lebensbedingungen der Bauern aber oft viel schlechter. Die Auferlegung eines Landwirtschaftsmodells, das auf intensiven Monokulturen basiert, führt zu ökologischen und sozialen Katastrophen mit dramatischen Folgen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt, dass Entwicklungs- und Schwellenländer die Hauptmärkte für gefährliche Pestizide sind, die von der Agrochemie-Industrie verkauft werden. Die Gesundheit der Beschäftigten in der Landwirtschaft ist dort weniger gut geschützt – zum Teil fehlen ganz einfach entsprechende Vorschriften. In einigen Fällen ist die Aufzwingung eines industriellen Landwirtschaftsmodells von Gewalt begleitet. Greenpeace prangerte kürzlich die Existenz riesiger Farmen in Brasilien an, wo die Menschenrechte kleiner lokaler Produzenten offen und gewaltsam verletzt werden. 

Schutz der Menschenrechte

Als Antwort auf diese Ungerechtigkeiten verabschiedete die UNO 2018 eine Erklärung über die Rechte der Bauern und anderer Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten. Ziel ist es, «das Engagement der Staaten auf allen Ebenen zu stärken, um die Rechte und die Würde von Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten, zu verteidigen und zu schützen», wie die UNO-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erklärt.

Um dies zu erreichen, ist es notwendig, so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren. Der Internationale Tag der Bauernkämpfe bietet diese Gelegenheit. Gerade jetzt wird das noch wichtiger, in Zeiten wo die Gesundheitskrise im Zusammenhang mit dem Coronavirus eine ernsthafte Bedrohung für die Landwirtschaft darstellt. Aus diesem Grund haben wir das Thema Landwirtschaft in unsere Petition aufgenommen. Diese verlangt, dass Klima- und Biodiversitätsschutz bei den Konjunkturmassnahmen mitberücksichtigt werden. Das beinhaltet eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Umwelt produziert.

Mit dem Hashtag #StayHomeButNotSilent sind alle eingeladen, am Freitag, dem 17. April, zu mobilisieren und sich daran zu erinnern, dass es eine Konvergenz der Interessen zwischen den Verbrauchern, die wir sind und die qualitativ hochwertige Lebensmittel essen wollen, und den Landwirten, die sie für uns produzieren und zur Verfügung stellen wollen, gibt.