2019 war ein wahrlich bewegtes Jahr: Millionen von Menschen weltweit stehen auf und protestieren auf der Strasse für wirksamen und gerechten Klimaschutz. Sie tun dies bunt, kreativ, friedlich und laut und beflügeln so unser eigenes Engagement für echten Klimaschutz und weniger Plastikmüll. 

Money, Money, Money

Geld regiert die Welt, dieser traurige Umstand ist auch beim Klimaschutz von zentraler Bedeutung: Der Schweizer Finanzplatz ist einer der wichtigsten der Welt. Deshalb ist die Verantwortung der Finanzakteure für einen globalen Klimaschutz enorm, doch das ignorieren diese  noch weitgehend. 

Experten schätzen, dass unser Finanzplatz weltweit rund 20 mal so viele Treibhausgase ermöglicht, wie die ganze Schweiz im Inland generiert. Und die zwei Grossbanken CS und UBS sind bei der Finanzierung der fossilen Industrie weltweit vorne mit dabei, wie eine Studie von Greenpeace letztes Jahr aufgezeigt hat. 

Höchste Zeit also, den Hahn zuzudrehen! Denn ohne Kredite und andere Finanzmittel und ohne Versicherungen ist es schwierig, das Geschäft mit fossilen Energien aufrechtzuerhalten. 

Um den Finanzierern diesbezüglich zu mehr Durchblick zu verhelfen, haben ihnen Greenpeace Aktivist*innen – nein, nicht den Kopf – sondern ganz freundlich zunächst mal die Fenster gewaschen. Man fällt ja nicht gleich mit der Tür ins Haus. Blockieren kann man Türen aber sehr wohl, wie Greenpeace Aktivist*innen gemeinsam mit dem Collective Climate Justice im Juli bewiesen: Auf bunte und friedliche Art haben rund 100 Aktivist*innen das Hauptgebäude der Credit Suisse in Zürich blockiert, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Für viele Aktivist*innen endete dieses mutige Engagement in mehrtägiger Untersuchungshaft. Doch der Einsatz lohnt sich! So folgen immer mehr Finanzakteure dem Beispiel der zwei grossen Schweizer Versicherungen, SwissRe und Zurich, und entwickeln Pläne, um aus dem dreckigen Geschäft auszusteigen. Wir bleiben dran!

Beim Credit Suisse Hauptgebäude in Zürich fordern Greenpeace-Aktivist*innen mehr Klimaverantwortung von der weltweit tätigen Grossbank. © Greenpeace / Ex-Press / Michael Würtenberg

Alles Greta oder was?

Keine Frage: Der Name Greta Thunberg hat inzwischen wohl denselben Bekanntheitsgrad wie ein gewisser süsslich-klebriger Energydrink. Genauso stark polarisiert er, genauso erfolgreich verleiht er aber auch Flügel! 2019 steht für Fridays for Future, für weltweit unzählige Klima-Demos mit engagierten, besorgten und auch wütenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Auch in der Schweiz: Alleine am 28.9. gingen in Bern rund hunderttausend Menschen auf die Strasse, für eine griffige und gerechte Klimapolitik. Mittendrin: Greenpeace-Aktivist*innen und Mitarbeiter*innen, sei es engagiert als Peacekeeper*innen, im Organisationskomitee oder als Teil der Bewegung. Und diese beinahe schon perfekte Welle erfasst im Oktober auch unser Parlament: Grüne Kräfte erobern in den Wahlen viele zusätzliche Sitze und brechen die klima- und umweltschädliche Dominanz von FDP und SVP. Ein Zeichen, das Hoffnung macht für die kommenden vier Legislaturjahre. Auf dass die Schweizer Politik endlich umwelt- und klimafreundlicher wird.

Die Klima-Bewegung ist so gross wie nie zuvor. Das schenkt Zuversicht und motiviert.

Steaks, Eier und Wald

Nein, hier folgen weder Rezepte noch Tipps für ein gemütliches Picknick in der Wildnis. Hier folgt das Inferno. Über 80’000 Brände haben im August in Brasilien gewütet. Die Verwüstungen in anderen Ländern Südamerikas noch nicht mitgezählt. Und weshalb? Weil wir Steaks mögen, weil wir Fitnessteller gerne haben und Eier lieben.

Ja, die meisten Tierprodukte, die wir bei uns essen, stammen aus der Schweiz. Nicht aber die Futtermittel für unsere Hühner, Schweine und Kühe, die beziehen wir unter anderem aus Brasilien. Dort rodet man Wälder, um Weiden für die Rinderhaltung und Ackerfläche für den Sojaanbau zur Tierfütterung zu gewinnen. Und am einfachsten geht Rodung indem man den Wald kurzerhand anzündet. Dabei werden grosse Mengen Treibhausgase ausgestossen und wertvolle Ökosysteme zerstört. 

Das ist katastrophal. Denn wir brauchen die Wälder im Kampf gegen die Klimakrise: Wälder sind Kohlenstoffspeicher und Klimaanlagen zugleich. 

Das Gegenmittel? Weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren, ganz einfach. Und die Politik muss den Import von umweltzerstörendem Futtermittel und Fleisch verbieten. Dazu haben wir Bundesrat und Parlament per Petition aufgerufen. Rund 23’000 Schweizer*innen sind da bereits gleicher Meinung. Die intensive tierische Produktion in der Schweiz, die nur dank dem importierten Futtermittel möglich ist, muss abgeschafft werden, und die Landwirtschaft muss wieder mit den einheimischen Ressourcen produzieren.

Waldbrände in Candeiras do Jamari © Victor Moriyama / Greenpeace

Nie waren die Herausforderungen für den Umweltschutz grösser und unser Handeln dringender. Mit deiner Unterstützung geht es auch im neuen Jahr weiter.

Beerdigungen verhindern

Im Spätsommer wurde der einst mächtige Pizol-Gletscher zu Grabe getragen. Gemeinsam mit anderen Entwicklungs- und Umweltorganisationen machte Greenpeace mit dieser symbolischen Feier im Hochgebirge auf die dramatische Klimaerhitzung aufmerksam. 

Um weitere Beerdigungen zu verhindern, engagiert sich Greenpeace seit Beginn im Trägerverein der Gletscher-Initiative. Unzählige Greenpeace Aktivist*innen und Mitarbeiter*innen helfen tatkräftig Unterschriften sammeln. Der Fleiss ist von Erfolg gekrönt: Nach nur vier Monaten Sammeln wurde im September das Ziel erreicht: 120`000 Unterschriften sind beim Verein Klimaschutz Schweiz  eingegangen. Die Initiative will der Politik Beine machen, die Schweiz so auf Klimakurs bringen und die Ziele des Pariser Klimaabkommens in der Bundesverfassung verankern. Die zentrale Forderung der Initiative: Bis spätestens 2050 müssen die Treibhausgasemissionen – netto – auf Null sinken. 

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Return to Sender 

Monster haben eine Eigenschaft: Sie machen Angst. Plastik tut das auch, wenn damit unsere Umwelt zugemüllt wird. Dagegen kämpfen wir unermüdlich an. Dieses Jahr haben wir das Monster einem der grössten Plastikverschmutzer zurückgebracht, nämlich Nestlé.

Das drachenähnliche Monster aus Nestlé-Verpackungsmüll, der zuvor in den Philippinen aus dem Meer gefischt oder bei Strandreinigungen eingesammelt wurde, tourte quer durch Europa und die Schweiz, bis an den Hauptsitz seines Besitzers in Vevey. Gar nicht monströs sind hingegen unsere Forderungen: Weg von den Plastikverpackungen, hin zu alternativen Mehrweg-Liefersystemen. Weltweit haben über 5 Millionen besorgte Menschen unsere Forderung unterstützt

Nestlé kriegt eine Ladung Müll zurück.

Independence Day? Refill Day!

Der 4. Juli ist bekannt als der US-Unabhängigkeitstag. Besser: War bekannt, denn dieses Jahr war der 4. Juli der Refill Day. Unabhängig macht dieser Tag allerdings auch, und zwar von Einwegverpackungen. Greenpeace Schweiz hat dieses Jahr den ersten National Refill Day der Schweiz organisiert und die Bevölkerung dazu aufgerufen, Take-aways mit Mehrwegbehältern zu besuchen.

Es ist nämlich ganz einfach: Mehrweg bedeutet weniger Abfall. Und je mehr mitmachen, desto mehr bewirken wir. Rund eine Million Take-away-Verpackungen werfen wir Schweizer*innen im öffentlichen Raum weg – und das jeden Tag. Wir tragen so dazu bei, dass kaum ein anderes Land so viel Abfall produziert wie die Schweiz. Heute landen jedes Jahr über 50 Tonnen Plastikmüll allein im Genfersee. Also rund 1 Million Duschmittelbehälter (à 50g). Oder rund 10 ausgewachsene Elefanten. Kurzum: Eine ziemliche Sauerei.

¨Die gute Nachricht: Einige Take-aways setzen schon jetzt auf wiederverwendbare Behälter.  Wir glauben aber: Da geht noch mehr! Deshalb setzen wir uns auch in Zukunft dafür ein, dass Mehrweg zur Normalität wird. 

Das Mittagessen mit dem wiederverwendbaren Behälter holen. So einfach!

Es lebe die Revolution

Und zwar die Mehrweg-Revolution. Ein etwas sperriges Wort, allerdings mit einem simplen Hintergrund: Gemäss einer repräsentativen Greenpeace-Umfrage wären sage und schreibe 95% der Schweizer*innen bereit, bei ihren Einkäufen Mehrwegsysteme zu berücksichtigen. Für die saftigen Äpfel, leckeren Nüsse oder das duftende Shampoo.

Eine wahrlich revolutionär hohe Zahl, aber leider haben das die Detailhändler noch nicht kapiert. Deshalb sind im November Greenpeace Aktivist*innen Lidl und Aldi – deren Sortimente kaum Mehrwegangebote umfassen – aufs Dach gestiegen beziehungsweise vor deren Türen gestanden und haben sie daran erinnert, dass Einweg die Zukunft vermüllt. Die Grossverteiler, auch Coop und Migros, sind sich der Verschmutzung durch Einwegverpackungen zwar bewusst, reagieren darauf aber mit Scheinlösungen wie Bioplastik, Papier und Karton oder Recycling, die die Natur alles andere als entlasten.

Übrigens: gemäss einer Studie nimmt der Mensch pro Woche durchschnittlich 5 Gramm Mikroplastik über seine Nahrung auf, was etwa einer Kreditkarte entspricht. Über 5 Millionen Menschen weltweit finden das ebenfalls widerlich und haben unsere Petition zur Reduktion von Einwegverpackungen unterschrieben.

Mit Mehrwegflaschen schreiben die Greenpeace-Aktivist*innen das Wort «Zukunft» vor den Ladeneingängen der Retailer. © Greenpeace / Ex-Press / Miriam Künzli

Der Herr der sieben Meere

80 Jahre ist es her, dass Errol Flynn im gleichnamigen Film den tollkühnen Piraten gab. Seither ist nicht nur viel Wasser den Bach heruntergeflossen, sondern auch Unmengen an Plastik. Der Mensch nutzt die Meere gnadenlos aus: Wir vermüllen, wir überfischen, wir bohren nach Öl und in unserem Ressourcenhunger rückt jetzt sogar die noch fast unberührte Arktis ins Visier der Öl- und Gasindustrie. 

Damit zerstören wir nicht nur einmalige Ökosysteme wie Korallenriffe, bedrohen die unglaublich vielfältige Fauna und Flora der Meere, sondern sind drauf und dran, unsere Lebensgrundlage zu vernichten. Denn gesunde Ozeane mit hoher Artenvielfalt binden mehr Kohlendioxid aus der Luft und helfen so, die Erderhitzung zu verlangsamen.

Darum fordert Greenpeace gemeinsam mit Meereswissenschaftlern, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen. Bislang ist es nur rund ein Prozent. Fast 2.5 Millionen Menschen weltweit setzen sich bereits gemeinsam mit uns für dieses Ziel ein. Unsere beiden Schiffe Esperanza und Arctic Sunrise reisen nun von Pol zu Pol und tragen wissenschaftliche Erkenntnisse zum heutigen Zustand der Hohen See zusammen. Die Expedition besucht sieben wertvolle und bedrohte Meeresgebiete und dokumentiert, was wir beschützen wollen.

Eine Krabbe, gefangen in einem Plastikbecher in Batangas City, Philippinen. © Noel Guevara / Greenpeace

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